08 - Schnelltests für Saatgut - mit Seedalive CEO Jens Varnskühler
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00:00:00: Mein heutiger Gast ist der Mitgründer und CEO von Cedarlife, Jens Warnsküler.
00:00:06: Ein Thema über das ich mir und wahrscheinlich auch sonst kaum jemandem alltag Gedanken macht.
00:00:10: Für die Landwirtschaft aber eine riesige Relevanz hat, ist die Qualität von Saatgut.
00:00:14: Also die Frage, wenn ich tausend Saatkörner aussehe, wie viele davon entwickeln sich zu
00:00:19: Pflanzen, die ihr Trag bringen. Cedarlife haben einen Schnelltest für die Keimfähigkeit von
00:00:23: Saatgut entwickelt. Damit können innerhalb weniger Stunden statt wie bisher erst nach
00:00:28: Tagen quantitative Aussagen genau darüber getroffen werden. Wie die Technologie dahinter
00:00:32: funktioniert, erfahrt ihr in dieser Folge. Viel Spaß! Das dauert normalerweise halt mindestens
00:00:38: sieben Tage, bis ich das Ergebnis habe, dieses klassischen Tests. Das können die heute innerhalb
00:00:43: von drei, vier Stunden selbst vor Ort machen, haben das Ergebnis abends und wissen sofort,
00:00:49: okay, die Partie ist okay, die fahre ich mit dem Standardprogramm durch die Aufreinigung,
00:00:52: das wird ein vernünftige Partie, kann die schon absacken. Doppelhelix, der Technologie-Podcast
00:00:59: für Biotech und Life Science. Hallo Jens, schön, dass du heute bei mir bist.
00:01:07: Guten Morgen, Joel. Ja, vielleicht kennst du meine Eingangsfrage,
00:01:14: dich jedem Gast als allerersteres Stell, einfach weil es spannend ist, ein bisschen den Hintergrund
00:01:18: zu lernen. Was war denn so dein erstes Projekt im Labor? Wofür musstest du das erste Mal
00:01:24: eine Pipette in die Hand nehmen? Also das allererste Mal war im Rahmen meines
00:01:29: Studiums. Ich habe vor 30 Jahren in Osnabrück hier Biologie studiert und dort ging es um
00:01:35: DNA, Extraktion, Sequenzierung und Verwandtschaftsanalyse von Brassica X, also Kohlgewechsel. Das war so
00:01:43: das allererste Mal, dass ich mit Mikrotiter Pipetten zu tun hatte im Labor. Super. Und
00:01:49: das mit dem Pflanzen hat sich so ein bisschen durchgezogen. Du bist heute der Geschäftsführer
00:01:53: von SEDA LIVE. Ihr habt einen Keimfähigkeits-Schnelltests entwickelt und jetzt steht ja morgens
00:02:02: niemand auf und sagt, ich entwickel heute einen Keimfähigkeits-Schnelltest. Wie bist
00:02:07: du da hingekommen, dass du das heute machst? Nein, das ist de facto natürlich nicht so.
00:02:12: Nach dem Uni-Studium, nachdem ich das abgeschlossen hatte, schon verdammt lange her, 1996 bin
00:02:19: ich wie die Jungfrau zum Kind in die Invitro-Formierung von Pflanzen gekommen, kommerzielle Invitro-Formierung
00:02:25: von Pflanzen. Ich habe dort wirklich eher zufällig einen Job bekommen. Ich bin dort Laborleiter
00:02:31: geworden in einer großen kommerziellen Produktion in Norddeutschland mit Niederlassung in Indien.
00:02:36: Hab dann die Laborleitung und Produktion auch in Indien übernehmen dürfen. Hab mich dann
00:02:42: in diesem Bereich selbstständig gemacht. Hab selber ein kleines Labor für Invitro-Formierung
00:02:46: von Pflanzen gehabt, hauptsächlich Zierpflanzen und mit Partnern in Indien die Vermehrung
00:02:52: machen lassen. Pflanzen wieder zurückgekauft und hier vertrieben als Jungpflanzen. Das
00:02:57: hat sich dann innerhalb von mehreren Jahren in eine Beratung eher entwickelt, dass ich
00:03:04: in Vitrolabore weltweit beraten habe und dann in den letzten Jahren, letzten zehn Jahren
00:03:09: etwa, habe ich angefangen Software zu programmieren für Jungpflanzenproduzenten. Unter anderem
00:03:15: auch diese Invitrolabore. Den fehlte eine angepasste CRM ERP-System. Das habe ich selber programmiert
00:03:23: dann, weil alle gesagt haben SAP und so kann alles ist aber nicht angepasst an unsere
00:03:28: Fragestellungen. Biologie ist halt was anderes. Pflanzen produzieren was anderes als Schrauben.
00:03:33: Haben wir andere Fragestellungen, andere Daten, die wir brauchen, andere Auswertungen, die
00:03:37: wir brauchen. Und in dem Rahmen bin ich dann 2019 über einen Artikel meines früheren
00:03:44: Ausbilders hier Professor Klaus Mummhof gestoßen, wo er diesen Keimfähigkeit-Schnelltest für
00:03:50: Pflanzensamen vom Grundprinzip erstmals beschrieben hat. Weil ich in dieser Szene unterwegs
00:03:57: war, habe ich ihn sofort angerufen und habe gesagt, Mensch Klaus, stimmt das eigentlich?
00:04:00: Ist das wirklich so einfach, wie ihr das da in dem Artikel beschreibt? Wenn das so ist,
00:04:05: dann kann man das verkaufen, weil ich halt in dieser Pflanzenszene kommerziellen Pflanzenproduktion
00:04:11: schon Jahrzehnte unterwegs war. Und damit fing die ganze Geschichte an.
00:04:14: Was ist denn jetzt die Schwierigkeit, die ihr da gelöst habt? Also das technische Problem?
00:04:21: Also das Grundproblem ist, wir müssen und das ist seit hunderten von Jahren Thema. Wenn
00:04:27: ich schlechtes Saatgut aussehe, kann ich keine gute Ernte bekommen. Also hat man sich schon
00:04:31: sehr früh Gedanken darum gemacht, wie kann ich die Qualität von Saatgut, von Samen einfach
00:04:37: testen, bevor ich sie ausbringe, weil ich dann A entscheiden kann, dass ich so schlecht die
00:04:41: Qualität benutze ich nicht oder ich kann fehlende, kein Prozente sozusagen kompensieren, indem
00:04:48: ich Dichter aussehe. Weil ich habe eigentlich als Landwirt immer das Ziel oder Landwirtin
00:04:53: das Ziel eine bestimmte Pflanzendichte. Es gibt eine optimale Dichte, dort bekomme ich
00:04:57: am meisten Ertrag pro Fläche. Und das kann ich halt ausrechnen, wenn ich weiß, wie viel
00:05:03: Prozent meines Saatguts denn keim werden. Ich habe einen Ziel bei Weizen zum Beispiel häufig
00:05:09: 300 Pflanzen pro Quadratmeter. Dann habe ich 95 Prozent Keimfähigkeit, also muss ich 5
00:05:16: Prozent kompensieren, indem ich Dichter aussehe. Diese Methoden sind weltweit standardisiert
00:05:22: worden, weil es eben so wichtig ist. Also es gibt dort internationale Organisationen,
00:05:27: die sind basisdemokratisch wissenschaftlich, die versuchen weltweit einheitliche Methoden
00:05:33: zu etablieren, damit die Qualitätsmerkmale vergleichbar sind. Und es wird global mit Saatgut
00:05:40: gehandelt. Das hat sich in den letzten Jahren so entwickelt, ist aber schon lange so. Und
00:05:45: die alte Methode ist eine, nennen wir sie mal low-tech Methode. Und zwar nehme ich einfach
00:05:50: meine Probe, eine repräsentative Probe, was an sich schon mal eine Wissenschaft für
00:05:54: sich ist. Wie kann ich aus einer Partie von 30 Tonnen eine repräsentative Probe ziehen?
00:06:00: Das ist ganz genau geregelt in diesen Rules. Und wenn ich diese Probe dann vor mir habe,
00:06:06: wird über einen Probenteiler geteilt, bis ich eine Untersuchungsprobe habe von 1000
00:06:10: Korn. Diese wird dann auch heute häufig noch manuell auf Reinheit und Besatz untersucht.
00:06:16: Also da dürfen keine bösen Unkräuter drin sein, da sollen keine halben Körner drin
00:06:20: sein, keine Steine und so weiter. Und dann nehme ich da von 400 Korn und sähe die auf
00:06:27: Filterpapier aus mit einer bestimmten Feuchtigkeit. Dann stelle ich die in einen Brutschrank für
00:06:32: X Tage, das steht in diesen Rules dann drin, artspezifisch Weizen zum Beispiel wird. Sieben
00:06:39: Tage untersucht und dann wird am Ende gezählt, wie viele von diesen Körnern sind gekeimt
00:06:44: von den 400 und wie viele von den gekämpften Körnern haben sich normal entwickelt. Und
00:06:50: dieser Anteil der normal gekämpften Pflanzen ist dann die zertifizierte oder zertifizierbare
00:06:57: Keimfähigkeit. Und das ist der Wert, der nachher auf dem Sack steht, den der Landwirt
00:07:02: nutzt, um seine Sähmaschine entsprechend einzustellen.
00:07:04: Das heißt, es geht zum einen um Qualität und zum anderen auch eine qualitative Aussage,
00:07:10: wie gut haben die sich entwickelt. Das heißt, das muss auch jemand machen, der sich damit
00:07:15: auskennt, das muss jemand manuell auszählen.
00:07:18: Ja genau, das ist das eines der großen Drawbacks der alten Technologie. Ich brauche dafür Leute,
00:07:25: die sehr viel Erfahrung haben, relativ schnell und reproduzierbar bestimmte Anomalien zu
00:07:31: erkennen. Das heißt, im Grunde nimmt man wirklich die Dose, wo 100 Samen drin sind und
00:07:36: scrollt die einmal durch und guckt, wie viele Tote Samen sind da und wie viele Anomale.
00:07:41: Und Anomale zu erkennen, da braucht man sehr, sehr viel Erfahrung zu. Gleichzeitig wird
00:07:47: dieser Job nicht gut bezahlt. Das heißt, das sind angelernte Kräfte, die das wirklich
00:07:51: jahrelang machen müssen, um genug Erfahrung zu haben, um so etwas reproduzierbar und effizient
00:07:57: machen zu können. Und diese Generation, die dort in den Firmen tatsächlich überall vorhanden
00:08:02: war, stirbt langsam aus und diesen Job will keiner mehr machen.
00:08:06: Dafür habt ihr jetzt eine Lösung gefunden. Wie funktioniert die?
00:08:10: Das ist, wir nennen es, ein dynamischen Bio-Essel, bei dem wir dann einzelne Körner, und zwar
00:08:16: genauso 400 Stück wie vorher auch, in einer Redox-Indikator-Lösung zusammen mit einem
00:08:23: verstärkerer Mikroorganismus und einem Detergents inkubieren. Was wir dort simulieren, ist ein
00:08:29: osmotischer Stress, weil das Korn, wenn es lagerfähig ist, darf es nur 15 Prozent Wasser
00:08:35: gehalten haben. Der muss 15 Prozent oder niedriger sein. Auch das ist in diesen internationalen
00:08:40: Regeln definiert, weil nur dann leidet die Keimfähigkeit nicht, wenn ich die länger lage. Also ich muss
00:08:48: die trocken und kühl lagern, damit die Keimfähigkeit erhalten bleibt. Und wenn wir die dann in
00:08:54: unserer Lösung, was ja zu 99,9 Prozent Wasser ist, geben, ist das ein sehr hoher osmotischer Stress.
00:09:01: Erst 15 Prozent weniger als 15 Prozent Wasser gehalten. In dem Moment, wo die mit unserer
00:09:07: Lösung in Kontakt kommen, ist das ein sehr hoher osmotischer Stress. Und es hat sich einfach
00:09:12: durch Trial and Error gezeigt, dass die Anpassungsfähigkeit auf diesen osmotischen Stress ein sehr guter
00:09:19: Indikator dafür ist, ob die Keimen werden normal oder nicht. Das Ganze dauert drei bis vier Stunden,
00:09:25: ist artspezifisch und dadurch verkürzen wir halt diese Untersuchungsperiode von 7, 14, 28 Tage. Bei
00:09:33: manchen Forstsaatgutpflanzen bis zu 90 Tage und mehr auf drei bis vier Stunden.
00:09:38: Wie kann ich mir das vorstellen? Ihr nehmt eine Mikrotiterplatte, jedes Well kommt einen Körnchen
00:09:45: rein, eure Redox-Lösung kommt dazu. Was passiert dann genau? Das ist fast so ganz genau richtig
00:09:52: beschrieben. Also wir geben erst mal in nicht alle 96, die normale Mikrotiterplatte hat ja 96
00:09:58: Vertiefungen, weil wir 400 Samen testen wollen und auch immer eine Kontrolle, ein Blindprobe und
00:10:04: Standards mitführen wollen, um zu überprüfen, ob unsere Biologie überhaupt funktioniert. Mussten wir
00:10:10: halt gucken, wie kriegen wir 400 Samen möglichst effizient in eine Mindestanzahl an Platten. Das
00:10:15: sind dann halt fünf Platten, wo wir jeweils 80 Korn reingeben, dann dazu vier Kontrollen,
00:10:21: wo wir halt unsere Siedelife-Lösung ohne Saatgut mit dazugeben. Das ist unser Referenzwert,
00:10:28: was passiert in drei bis vier Stunden in unserer Kontrolle. Dann eine Blindprobe, das macht man
00:10:34: auch üblicherweise bei Mikrotiterplatten, dass man halt Wasser, das Lösemittel in diesem Fall
00:10:38: Wasser im selben Volumen dazugibt, weil das ist in allen Wells gleich. Das ziehe ich nachher von
00:10:44: meiner fotometrischen Messung von allen Wells ab. Das ist der Anteil des Kunststoffs bzw. der
00:10:50: Platte und des Wassers, des Lösemittels und zwei Standards, wo wir halt ein Substrat für unseren
00:10:56: Mikroorganismus in bekannten Konzentrationen, aber sehr unterschiedlichen Konzentrationen dazugeben,
00:11:01: sodass wir eine Eichkurve sozusagen machen können im Vergleich zur Kontrolle, was passiert in den
00:11:08: einzelnen Wells. Wenn jetzt ein Korn sehr gesund eine hohe Triebkraft hat, wie wir das nennen und
00:11:16: sich sehr gut an diesen osmotischen Stress anpassen kann, bekommt das Korn an sich sehr
00:11:22: schnell eine Kontrolle darüber, was reingehen kann an Wasser und was rausgewaschen wird an
00:11:28: substanzenorganischen Substanzen aus dem Endosperr. Das heißt, es passiert nicht viel, es ist nicht
00:11:35: viel Substrat für unseren Mikroorganismus da und es passiert nicht viel im Vergleich zur Kontrolle.
00:11:40: Ist ein Korn jetzt schon einmal ausgetrieben? Das ist so ein Problem, was es in den schlechten Jahren
00:11:46: durchaus gibt, das Pflanzen oder das Körner schon auf der Mutterpflanze anfangen zu keimen, weil es
00:11:52: sehr lange feucht ist. Das Korn ist eigentlich schon reif und es bleibt feucht, es regnet jeden
00:11:57: Tag ein bisschen, dann fangen die an auf den Pflanzen zu keimen und die sind nachher manchmal
00:12:02: ziemlich schwer aus der Gesamtprobe rauszukriegen und wir finden die dann sofort, weil bei denen ist
00:12:10: schon der Abbau der Stärke, bei Weizen ist ja hauptsächlich Stärke als Speichersubstanz in
00:12:16: den Körnern vorhanden, die schon von Alpha-Amylasen, die dann schon freigesetzt wurden, in Zucker
00:12:24: abgebaut wurden und das ist dann ein gutes Substrat für unseren Mikroorganismus. Und in unserer Lösung
00:12:29: ist halt als Farbstoff ein Redox-Indikator enthalten, Resazorin heißt der, der hat zwei
00:12:36: Farbumschlagpunkte, wenn er voll durchoxidiert ist, ist er dunkelblau-violett, nach Aufnahme von zwei
00:12:42: Elektronen wird er pink, nochmal zwei Elektronen dazu wird er sogar farblos, das heißt wir bekommen
00:12:48: in jedem Well ein sehr differenziertes Bild letztendlich davon, was unser Mikroorganismus
00:12:54: zu fressen bekommt, ob er Substrat vorfindet oder nicht, weil die Aktivität dieser Abbau von
00:13:00: organischen Substanzen in diesem Well löst über die Elektronentransportkette halt die Elektronen
00:13:09: frei und die werden vom Resazorin aufgenommen und das führt zu einem Farbumschlag. Das heißt,
00:13:14: wenn ich zusammenfasse, in jedem Well ist ein Korn die Redox-Lösung und der Mikroorganismus,
00:13:20: wenn ein Korn, sag ich mal, nicht mehr die Qualität hat, die es eigentlich bräuchte,
00:13:26: um nach ein gutes Saatgut zu sein, wird Substrat rausgewaschen, der Mikroorganismus
00:13:31: kann das Verstoff wechseln und daraufhin kommt das zum Farbumschlag richtig. Genau,
00:13:35: prozent richtig. Sehr gut, dann macht ihr davon eine photometrische Auslesung und es hast du
00:13:44: vorhin erzählt, du hast schon viel Software gemacht. Ich gehe davon aus, dass der Spaß nicht
00:13:48: da endet, wo man die Platte ins Photometer schiebt, sondern dass da noch mal einiges an
00:13:55: Technologie auf eure Seite entwickelt wurde, was dann eben auch die Auswertung vereinfacht.
00:13:59: Das ist 100 Prozent richtig auch. Also wir haben eine Software selber programmiert über die
00:14:06: letzten Jahre, seitdem wir angefangen haben, diesen Test in die kommerzielle Anwendung zu
00:14:11: bringen, zu entwickeln für den Markt und zwar müssen wir, um aus diesem Farbumschlag, den wir
00:14:18: dann messen können, photometrisch eine Vorhersage treffen zu können, ob das einzelne Korn keimen
00:14:23: wird, wie schnell es keimen wird und ob es normal keimen wird, müssen wir halt sehr große Daten
00:14:29: mengen erst mal erstellen und das machen wir, indem wir unseren Test machen, dann die Körner
00:14:35: anschließend Positionsgetreue auf diesem Filterpapier aussehen in dem Standardverfahren. Sprich,
00:14:42: das Korn aus der Mikroplatte A1 ist nachher bei uns im Keimtest auch auf A1, A2 auf A2 und
00:14:48: so weiter. Dann erfassen wir jeden Tag in der klassischen Keimung, ob der Same physiologisch
00:14:56: gekäimt ist, sprich ein Durchbruch einer 2-Milimeter lang offensichtlich gesunden Keimwurzel. Und
00:15:04: dann nach den Tagen, die in den ISTA-Protokollen vorgeschrieben sind, auch die normalen Keimlinge
00:15:09: und auch die Anormalin, also der Grund, warum man ihn nicht als normal zählt, das machen wir mit
00:15:15: 10.000 von Samen einer Art. Unterschiedliche Qualitäten müssen wir dafür haben, das ist ganz,
00:15:21: ganz wichtig. Wir dürfen nicht nur mit sehr gutem oder sehr schlechtem Saat gut arbeiten, sondern
00:15:26: brauchen die ganze Bandbreite, die in der Praxis tatsächlich auftritt. Wie gesagt, 10.000 von Samen,
00:15:33: dann haben wir diesen Farbumschlag Messwert aus der Platte. Wir haben das Keimergebnis und das
00:15:39: ganze korrelieren wir anschließend über Regressionsanalysen, was wir heute halt mit KI machen,
00:15:44: nicht generative KI, sondern das ist reine mathematische Regressionsanalyse, was KI einfach
00:15:52: viel, viel schneller machen kann, als wenn ich da alle möglichen Regressionen durchprobiere. Und
00:15:57: am Ende brauchen wir nur noch den Farbumschlag und können für jedes Korn voraussagen, wie schnell
00:16:04: es keinem wird, ob es keinem wird und ob es normal einen normalen Samen geben kann. Das
00:16:09: müsste dann aber für jede Art oder für jede Klasse von Saat gut wieder neu erstellen und
00:16:18: trainieren. Das heißt, ihr macht regelmäßig einfach unglaublich große Versuchsreihen,
00:16:22: wo ihr viele Keimlinge habt, die ihr dann anschaut. Wir haben da natürlich uns vorher auch Gedanken
00:16:29: darüber gemacht und haben eigentlich sogar erwartet, dass zum Beispiel bei Weizen, der ja in allen
00:16:34: Weltregionen angebaut wird und unterschiedliche Elternlinien hat, dass wir dort vielleicht sogar
00:16:40: irgendwo eine Grenze finden würden, wo die soweit auseinander sind genetisch, dass wir da auch
00:16:46: unterschiedliche Reaktionen auf unseren Test sehen werden. Das hat sich aber nicht herausgestellt,
00:16:50: sondern de facto wissen wir heute, bei allem, was wir bis heute gesehen haben und wir haben etwa
00:16:56: zwei Millionen Korn uns bisher angeguckt. Die botanische Art ist tatsächlich die Grenze. Also
00:17:03: solange es dieselbe botanische Art ist, funktioniert der Test mit allen Qualitäten und Herkünften.
00:17:08: Und für wie viele Arten habt ihr den Test bisher validiert? Boah, da muss ich echt nachzählen,
00:17:15: aber das sind eine ganze Menge. Also für alle Getreide, das sind ja allein schon, fangen wir mal
00:17:19: mal an, Arvena HV, dann Gerste, Hordeum. Da dann interessanterweise gibt es einen Unterschied
00:17:27: zwischen Sommer und Wintergerste. Das war fast nicht zu erwarten, aber da haben wir den,
00:17:32: weil es dort offensichtlich unterschiedliche Einlagerungs- und Abschlussbedingungen gibt,
00:17:37: ob ich nun Winterung oder eine Sommerung habe. Dann für Weizen, für Rocken und da wird es auch
00:17:44: wieder interessant. Weizen ist ein sogenanntes hartschaliges Korn, das heißt dort ist die
00:17:49: innere Spelze mit der Tester verwachsen. Sehr hart ist auch nicht besonders permeabel. Da dauert es
00:17:56: länger, bis wir überhaupt einen Signal finden, bis wir überhaupt irgendwas auswaschen können.
00:18:00: Rocken ist weichschalig, da geht das sehr, sehr schnell. Rocken braucht nur drei Stunden und die
00:18:06: volle Konzentration, Reserzurin, Weizen vier Stunden und die halbe Konzentration, damit wir
00:18:13: überhaupt eine Differenzierung sehen. Und dann gibt es den Hybrid daraus, Tritikale, Tritikum,
00:18:18: X-Seekale, Tritikale ist so ein Futtergetreide. Man glaubt es wirklich nicht, liegt genau dazwischen.
00:18:26: Es ist also mittelschadweichschalig. Machen wir jetzt mit der vollen Konzentration und vier
00:18:32: Stunden. Also das ist wirklich, wenn man das dann sieht und denkt, okay, ich habe doch was gelernt
00:18:37: im Studium, der Hybrid liegt genau dazwischen in diesen Eigenschaften. Völlig verrückt.
00:18:42: Spannend. Was war denn schwieriger zu entwickeln? Das Essay, also der ganze Hardware-Wetlaps-Seite
00:18:51: oder die Software? Ganz klar die Hardware, weil die Software steht ja eigentlich fest,
00:18:58: was wir da brauchen, was wir da in Daten brauchen. Das ist eher so ein Iterationsprozess, wenn wir
00:19:05: angefangen haben, selber die Daten zu generieren. Wir wussten ja am Anfang gar nicht, was brauchen
00:19:09: wir für Daten, um unsere KI trainieren zu können, um qualitativ hochwertige KI-Modelle zu generieren.
00:19:17: Das hat sich aber ziemlich schnell rausgestellt, was wir da brauchen und dann ging es ja eigentlich nur
00:19:22: noch darum, das Ganze für uns erstmal anwenderfreundlich zu machen, dass wir also diese Unmengen an Daten
00:19:28: möglichst effizient reproduzierbar erfassen. Das ist in der Software, in der ich programmiere,
00:19:35: ziemlich einfach. FileMaker ist, dass es einfach eine sehr anwenderfreundliche große Datenbanklösung,
00:19:41: Relationale Datenbank, wobei da der Vorteil ist, dass man die Frontend, also das UI, sehr einfach
00:19:49: ändern kann. Das war dieser Anpassungsprozess. Aber das Schwierigere oder das Entscheidendere
00:19:57: war, wo wir mehr Energie und mehr Hirnschmal reinpacken mussten, war die Anwendung aus der
00:20:04: wissenschaftlichen Anwendung in die Praxis zu bringen. Möglichst anwenderfreundlich, möglichst
00:20:10: unaufwendig, möglichst schnell, möglichst ohne großes Invest und so weiter. Das war eigentlich das,
00:20:16: was am längsten gedauert hat, wo wir am meisten Versuche machen mussten, anwenderfreundlich zu
00:20:22: werden. Wenn du sagst anwenderfreundlich, was ändert sich denn jetzt für den Anwender tatsächlich
00:20:28: in seinem Arbeitsalltag? Also der Hauptpunkt ist natürlich die Zeitersparnisse. Normalerweise,
00:20:34: wenn ich eine neue Probe reinbekomme und entscheiden will, lohnt es sich, die aufzuarbeiten. Also
00:20:39: Saatgut wird nie so ausgesät, wie es gedroschen wurde, sondern es wird gereinigt, es wird sortiert,
00:20:44: es werden falsche Körner raus, kaputte Körner raus, Steine raus und so weiter. Ich habe nach
00:20:51: internationalen Regeln eine Mindestkeimfähigkeit zu erfüllen und wenn ich eine neue Partie vom
00:20:58: Drescher vom Feld auf den Hof geschüttet bekomme, will ich als erstes ja wissen,
00:21:02: komme ich überhaupt an diese Mindestkeimfähigkeit ran. Sonst ist es halt Futter, das ist schlecht
00:21:08: für alle, weil ich habe gedacht, das wird ein Saatgut, ich habe es eingeplant zu verkaufen,
00:21:13: aber wenn die Qualität so schlecht ist, dass ich es nicht aussehen kann, dann ist es halt Futter
00:21:17: getreide in der Regel. Dafür bekomme ich als Landwirt deutlich weniger Geld, weil der Aufwand
00:21:23: das Ganze aufzureinigen und vorher zu dokumentieren schon recht groß ist, das wird vergütet.
00:21:28: Natürlich, das dauert normalerweise halt mindestens sieben Tage, bis ich das Ergebnis habe,
00:21:36: dieses klassischen Tests. Das können die heute innerhalb von drei, vier Stunden selbst vor Ort
00:21:41: machen, haben das Ergebnis abends und wissen sofort, okay, die Partie ist okay, die fahre ich mit
00:21:46: dem Standardprogramm durch die Aufreinigung, das wird ein vernünftige Partie, kann die schon
00:21:50: absacken, kann dann die Proben ziehen und zu einem zertifizierten Einschicken zu den zertifizierten
00:21:56: Istalaboren, die das dann den Stempel drauf machen sozusagen. Also ich spare sehr viel Zeit. Das andere
00:22:05: ist, ich habe einen ganz anderen Arbeitsablauf als sonst. Die Leute, die das sonst im Labor selber
00:22:10: untersuchen, haben ja irgendwie Methoden entwickelt, wie sie Saatgut auf Papier bekommen, Wasser drauf
00:22:17: in Schrankstellen und dann nach X Tagen rausholen zählen. Das ist eine ganz
00:22:21: andere Arbeit als das, was wir machen, weil wir machen ja dynamischen Bio-Assay, wo es
00:22:26: hauptsächlich um Liquid-Handling geht. Ganz anderer Schnack ist im Vertrieb halten, ein gewisses Problem
00:22:34: von Anfang an gewesen, was wir dadurch lösen, dass wir so Demo-Koffer zusammengestellt haben,
00:22:39: mit denen wir zu den potenziellen Kunden hinfahren, einen Tag einen Workshop mit den Labormitarbeiter
00:22:44: machen, wo die das kennenlernen, selber machen. Wir zeigen denen, wie es geht, dann machen sie
00:22:49: selber, lassen wir den Koffer da und die können das für 14 Tage ausprobieren, wie passt das in
00:22:54: den Arbeitsablauf, haben die Personal, die die entsprechende besondere Liquid-Handling-Geschichte
00:23:01: machen können oder nicht. Das ist schon eine Herausforderung. Es ist eine totale Umstellung,
00:23:06: aber vom Management her einfach sehr, sehr viel Zeit gespart, können viel schneller Entscheidungen
00:23:12: treffen und viel qualifizierter Entscheidungen treffen. Wo wird üblicherweise dieser Test
00:23:17: gemacht? Also machen es die Landwirte bei sich vor Ort oder gibt es so so ein Verdienstleister,
00:23:22: die sowas machen oder sind das diese Zertifizierungslabore? Alle drei. Also Landwirte selber, die machen
00:23:31: das in der Regel nicht, weil wenn sie selber vermehren, dann haben die drei oder vier Partien im
00:23:36: Jahr, die sie selber vermehren, das muss nicht zertifiziert werden. Die wollen nur wissen, wie
00:23:41: muss ich meine Selmaschine einstellen. Wenn ich aber sagt, gut, in Verkehr bringen will, muss es
00:23:46: zertifiziert werden. Das ist in vielen Ländern so, in Deutschland sogar ein Gesetz und es ist
00:23:51: eine Straftat. Wenn ich sagt, gut, in Verkehr bringen will, was nicht zertifiziert ist, keine
00:23:55: Ordnungswidrigkeit, eine Straftat. Also wirklich ganz hoch angesiedelt, weil es eben so wichtig ist.
00:24:02: Wenn ich schlechtes Saatguthalbe kann, ich keine gute Ernte kriegen. Also ist das Ganze sehr eng und
00:24:07: streng geregelt. Da wird auch sogar vorher schon das Feld begangen. Man muss das anmelden ein Jahr
00:24:13: vorher. Ich werde dort Saatguth vermehren von dieser Sorte. Dann wird geguckt, was für Vorfrüchte
00:24:18: waren da und so. Also das ist wirklich streng geregelt, weil es eben so ein wichtiges Kernproblem der
00:24:26: menschlichen Ernährung ist, dass ich halt möglichst gute Ernten einbringen muss, um die wachsende
00:24:32: Weltbevölkerung zu ernähren. Und das ist ein wichtiger Prozess und es wird hauptsächlich bei
00:24:42: diesen Saatguthaufbereitern eigentlich durchgeführt, dieses Testen. Weil die bekommen, die Sachen vom
00:24:48: Landwirt angeliefert, müssen entscheiden, wie reinige ich das auf, kann ich überhaupt die
00:24:54: Mindestkeimfähigkeit erreichen, wie viel Ausschuss produziere ich. Das ist dann eine Rechenaufgabe
00:24:59: auch. Ich kann heute mit auch sehr modernen Technologien sehr weit aufreinigen, aber wenn ich dann mehr
00:25:06: als 40 Prozent wegschmeißen muss, dann rechnet es sich wieder nicht. Das ist so eine Rechenaufgabe.
00:25:11: Und dafür diese Entscheidung zu treffen, ist ganz wichtig, dass ich schnell bescheid weiß,
00:25:16: was habe ich da vor mir. Okay, diese Saatguthaufbereite kennt man die? Also gibt es einen Namen,
00:25:23: dass man sich so, ist das eine BASF oder so ein Beiwahr? Oder ist das schon eine Stufe davor?
00:25:28: Es ist ein relativ interessanter Markt. In Deutschland ist es so, dass es einmal die Züchter
00:25:35: selber, die großen Global Player, die man alle kennt, einen hast du gerade schon genannt. Wir
00:25:40: haben mit allen von denen eigentlich NDAs, deswegen darf ich die Namen hier nicht nennen, aber die
00:25:44: großen Global Player sind acht Stück, die haben 60 Prozent des Weltmarktes an Saatguth in der Hand.
00:25:52: Die haben alle eigene Aufbereitungsanlagen. In Deutschland gibt es aber noch so ein anderes
00:25:57: System, sogenannte VOO-Vermehrer, die in Grunde nicht selber züchten, sondern Lizenzen von neuen
00:26:05: Sorten kaufen, damit das Recht bekommen, das vermehren zu lassen und selbst zu vertreiben und
00:26:10: müssen dann halt nur pro Tonne Saatguthverkauf Lizenzen an die Züchter zahlen. Und da gibt es dann
00:26:16: zwei Linien, das eine sind die Züchter selber, die haben eigene Aufbereitung und dann die VOO-Vermehrer,
00:26:23: die auch eigene Aufbereitung haben. Wann ist so eine Industrie, über die man sich absolut keine
00:26:29: Gedanken macht, wenn man seinen Brotbandbecker kauft? Überhaupt nicht. Spannend. Vielleicht ein
00:26:36: letzter Punkt zur Technologie, nochmal um auf die Karriere zurückzukommen. Ist das was, was eher
00:26:41: positiv oder eher skeptisch betrachtet wird? Also ist das eher eine konservative Industrie?
00:26:46: Nee, ich würde wirklich sagen, die sind nicht besonders konservativ als Industrie, also die
00:26:55: Landwirtschaft, sondern die Landwirtschaft ist ja immer, hat so große Variablen immer schon gehabt,
00:27:01: die sie nicht beeinflussen können, Witter, Humboden und so weiter. Da habe ich ja nur das, was ich
00:27:05: da habe oder was ich erlebe, das kann ich nicht ändern. Deswegen sind neue Lösungen, die effizienter
00:27:11: sind, die schnellere Ergebnisse bringen können, schnellere Entscheidungen bringen können, eigentlich
00:27:16: immer werden immer gerne aufgenommen. Das Problem sehen oder was wir haben, ich denke,
00:27:24: das hat jedes Startup mal durchgemacht, das große Konzerne nicht besonders agil sind,
00:27:29: sage ich mal. Da gibt es zu viele Management-Ebenen, die zustimmen müssen, die noch einen Vortrag
00:27:34: haben wollen, die einen Proof-of-Konzept noch mal haben wollen, dann gibt es keinen Budget in
00:27:39: diesem Jahr, also wird das ganze Invest auf nächstes Jahr vertagt oder eben nie gemacht,
00:27:44: dann wechselt der Ansprechpartner. Das sind so Sachen, mit denen wir eher Probleme haben,
00:27:49: bei den jüngeren oder kleineren, agileren Firmen haben wir dieses Problem überhaupt nicht. Die
00:27:55: sehen sofort den Vorteil, entscheiden sofort, okay, wir machen das und boom. Super und da ist
00:28:01: das Feedback dann tatsächlich auch so gut, dass es euch jetzt auch schon ein paar Jahre gibt und
00:28:05: ihr weiter am entwickeln und expandieren seid. Wir haben jetzt gegründet, 2021 ein Jahr Vorlauf
00:28:14: gehabt, knapp mit Exist, Gründerstipendium an der Uni, dort konnten wir diese ersten Anfänger aus der
00:28:19: wissenschaftlichen Datenproduktion, was ja mit Hunderten von Samen gemacht wird, nicht mit 10.000,
00:28:27: wie wir es heute machen, wo zum Beispiel, ich hatte vorhin erwähnt in unserer Lösung,
00:28:32: ist auch ein Detailgänz. Die Körner trocken, sind relativ Hydrofob und wenn ich da jetzt mal
00:28:37: die Lösung draufgebe, schwimmt die Hälfte hoch und hat erstmal gar keinen Kontakt zu unserer
00:28:42: Lösung. Das heißt, ich muss die irgendwie döppen. In der Uni hat man dann der Eppendorf, da stehen
00:28:48: eine Zentrifuge, wo die Platten reinpassen, dann schleudert man die einmal kurz runter,
00:28:52: dann haben die Kontakt ist gut. Das wollten wir verhindern, also haben wir lange danach einen
00:28:57: kompatiblen Detailgänz gesucht, damit die eben durch Abbau der Oberflächenspannung alle
00:29:03: gleichzeitig benetzt sind und die Reaktionen überall gleichzeitig losgeht. Das waren eigentlich
00:29:10: die Sachen, wo wir sehr lange dran gearbeitet haben und dann eine Herausforderung war auch von
00:29:17: jeder Sorte, von jeder Art, botanischen Art, genug Material zu bekommen, was unterschiedliche Qualitäten
00:29:23: angeht, weil alles was nicht gut ist, geht normalerweise sofort in die Biogasanlage. Da
00:29:28: guckt keiner zweimal drauf. Wie habt ihr das gelöst? Wie kommt man an, unterschiedlich
00:29:32: gut ist? Den wir gebetelt haben. Wir haben wirklich allen Kontakten, da muss ich auch sagen, hier
00:29:38: unser Gründungs-Ökosystem, Start-up-Ökosystem in Osnabrück für Agrarfood digital hat uns
00:29:44: da unheimlich geholfen, weil dort potenzielle Kunden, Gesellschafter sind und die haben sehr früh
00:29:50: ihr Ohr in unsere Richtung ausgestreckt und haben gesagt, was macht ihr da? Könnte das für uns
00:29:55: interessant sein? Was braucht ihr? Und da konnten wir halt sehr früh, sehr schnell mit tatsächlichen
00:30:02: potenziellen Anwändern in Kontakt kommen und denen sagen, hört mal zu, Leute, wir brauchen auch
00:30:07: schlechtes Saatgut. Und dann haben die halt in der nächsten Saison drauf geachtet und auch mal ein paar
00:30:13: Kilo zur Seite gelegt von schlechtem Saatgut. Das hat uns auch anderthalb Jahre bestimmt gekostet,
00:30:19: bis wir endlich genug schlechtes Saatgut hatten. Fantastisch. Woran arbeitet ihr jetzt? Seid ihr
00:30:25: weitermut entwickeln oder sagt ihr erst mal, wenn wir es hier so eine große Palette an Tests, die
00:30:29: wir anbieten können, wir konzentrieren uns und ziehen auf, auf Vertrieb und Expansion im Markt? Also
00:30:37: wir sind als Team genau halb aufgestellt. Das eine Team, also ich sage, das ist sowieso ein Motto
00:30:43: von mir, dass eine tun, dass andere nicht lassen. Also ich und Franzi, meine Vertriebsmitarbeiterin,
00:30:49: wir sind im Vertrieb mit den Kids, die ausentwickelt sind für alle Getreide, für bestimmte
00:30:56: Ölsaten und für ein paar Gemüse. Parallel dazu haben wir hier ein Team von Wissenschaftlern,
00:31:01: die halt mit neuen Kulturen arbeiten. Also wir haben noch längst nicht alle Lebensmittelpflanzen
00:31:09: im Griff und es gibt auch Anfragen aus dem Zielpflanzenbereich. Da kümmern wir uns bisher nicht so drum,
00:31:15: weil ein großer Staubenzüchter hat 1400 botanische Arten in seinem Katalog. Da weiß man nicht,
00:31:21: wo man anfangen soll. Also haben wir gesagt, wir konzentrieren uns erst mal auf das, was weltweit
00:31:25: angebaut wird als Nahrungsmittel, weil das ist überall ein Thema in jedem Dorf der Welt, wo ich
00:31:32: anbauteugliches Land und Klima habe, wird ja angebaut und überall dort werden auch Samen
00:31:38: getestet auf die Qualität. Und da haben wir halt alle Getreide durch, das ist ganz, ganz wichtig,
00:31:43: weil die natürlich den größten Anteil der Kalorien, die zu einem Durchschnittsverbrauch von 2800
00:31:51: Kilo Kalorien beitragen. Die erste ist mit Abstand 3. Mit 2800 hat die FRO, habe ich neulich noch mal
00:31:59: nachgeguckt, ist die Durchschnittskalorienaufnahme eines Menschen auf der Welt. Davon sind 562 Reis,
00:32:06: dann kommt als nächstes 524 Kilo Kalorienweiß, dann kommt lange nichts, dann kommen Öle,
00:32:12: pflanzliche Öle, dann wieder lange nichts. Also das mit Abstand die wichtigsten. Und das ist auch
00:32:18: der Punkt, an dem wir gerade sehr stark arbeiten, ist Reis, weil wir lange hier in Europa, wird
00:32:24: relativ wenig Reis produziert kommerziell. Also haben wir Probleme gehabt an vernünftige
00:32:30: kommerzielle Partien zu kommen. Da haben wir jetzt endlich ne Lösung für, haben jetzt 40
00:32:36: Partien bekommen, mit denen wir jetzt gerade das Modell für Reis entwickeln. Und das ist natürlich
00:32:42: einer der wichtigsten Märkte und unser Testgid für Reis wird in Asien natürlich ein riesen Thema
00:32:50: werden. Großartig. Ein letzter Punkt den ich spannend finde ist dieses regulatorische Thema. Du
00:32:57: meintest, es ist in manchen Ländern gesetzt, aber in vielen auf jeden Fall vorgeschrieben oder
00:33:03: sehr wichtig, dass eine Charge zertifiziert wird. Was fehlt euch noch, dass euer Test quasi zu so einem
00:33:10: Goldstandard wird, dass auch die Zertifizierung mit eurem Test gemacht werden kann? Da fehlt uns
00:33:17: vor allem erstmal noch Daten und Ringversuche. Also es gibt bei der ISTA International Sea
00:33:22: Testige Association so ein mehrstufiges Verfahren. Da gibt es die sogenannte ISTA Validated Method
00:33:30: für einzelne Merkmale. Für ein Zertifikat muss ich halt die Anomalien auflisten. Also welche
00:33:37: Anomalien habe ich gezählt? Die Toten, die normalen Keimlinge und diese drei Werte werden nach
00:33:44: dem klassischen Verfahren ermittelt. Und es gibt innerhalb der ISTA durchaus konservative
00:33:49: Bewegungen, die sagen Keimfähigkeit heißt Keimfähigkeit und zwar so wie wir das auf Papier
00:33:55: machen. Also da gibt es auch Widerstände, die wollen nicht in neue Methoden gehen. Aktuell können
00:34:01: wir sagen, welchen Anteil an anomalen Samen wir erwarten. Wir können aber nicht für jedes Korn
00:34:06: sagen, welche Anomalie, weil das können ganz unterschiedliche Gründe sein. Genetische,
00:34:11: Entwicklungsbiologische, Mechanische, wenn ich in der Ernte zu hart dresche oder zu schnell auf
00:34:18: ihm welche Prallbleche, dass das Korn oder die Erbsen zum Beispiel, Erbsen sind sehr empfindlich,
00:34:23: was Prallbleche angeht, die ich in meinem Dreschprozess habe. Da platzt dann bei einer bestimmten
00:34:29: Feuchtigkeit die Tester auf und diese Körner werden ein paar Wochen später definitiv nicht
00:34:34: keimen, weil dieses Riesenreservoir an Proteinen, was da frei so attraktiv für andere Mikroorganismen
00:34:40: ist, dass man das nicht mehr ans Wachsen bekommt oder wenn es keimt, dann sofort befallen ist von
00:34:46: Pilzen, Bakterien und so weiter. Also das ist etwas, was wir nicht sagen können, welche Anomalie
00:34:54: dort erwartet wird. Und das gilt im Moment noch als Ausschlusskriterium. Wir können nicht in die
00:35:02: Istar Rules, das ist die höchste Stufe, wo drin steht, wenn ich die Keimfähigkeit von Erbsen
00:35:08: untersuche, kann ich A) Papier nehmen und B) Seed to Life Test machen. Das können wir im Moment
00:35:14: nicht, weil wir die Anomalie nicht vorhersagen können. Aber es gibt Bestrebungen, dass gesagt
00:35:20: wird, welche Art von Anomalie interessiert niemand, uns interessiert nur, wie viele werden
00:35:25: normal keimen und das können wir ja sagen. Und es gibt wie gesagt diese Stufe drunter, ist da
00:35:30: validated method für normale Keimungen zum Beispiel, dass wir da so eine Stufe drunter und
00:35:36: daran arbeiten wir, da werden wir Ringversuche machen mit zertifizierten Laboren, den wir unsere
00:35:42: Technologie und Proben bereitstellen, die das dann vergleichen mit der alten Methode oder mit der
00:35:47: Standardmethode, dann wird das Ganze aufbereit und ins Statistical Committee geschickt und dann
00:35:52: wird es eventuell in der nächsten Jahreshauptversammlung der Istar als Istar validated method
00:35:59: vorgeschlagen und dann steht man eine Etage drunter und wenn man nur normale Keimungen oder
00:36:06: nur Keimenwurzel Durchbruch untersuchen will, das kann man dann mit unserem Test machen.
00:36:10: Wenn du dir eine Sache wünschen könntest oder ein Problem wegwünschen könntest,
00:36:16: an dem ihr gerade knabbert, was wäre das?
00:36:18: Von Anfang an war für uns ein Thema dieser große Verbrauch an Verbrauchsmaterial,
00:36:28: wie man das so schön sagt, also von Kunststoffartikeln. Also wir brauchen ja jede Menge von diesen
00:36:34: Mikrotiterplatten und wir haben halt von Anfang an gesagt, auch wenn es ökonomisch
00:36:40: betriebswirtschaftlich, full life cycle assessmentmäßig vielleicht relativ ausgeglichen ist, ob
00:36:46: ich eine Platte einmal verwende oder wieder verwende, haben wir von Anfang an gesagt,
00:36:51: wir wollen diese Müllberge gar nicht produzieren. Deswegen haben wir sehr viel Herzblut reingesteckt,
00:36:57: rauszukriegen, wie oft können wir Polischte holen, Mikrotiterplatten wieder verwenden und haben das
00:37:03: halt mit Laborspülmaschinen gemacht. Wir haben es von Hand gespült, haben festgestellt, die
00:37:07: kriegen wir nicht sauber genug. Allein von der Idee her muss man natürlich als Letztes mit
00:37:12: DM-Wasser spülen, damit dort keine Reinigungsmittel sonst irgendwas drin ist, weil das muss man von
00:37:17: ausgehen, dass das ein Einfluss auf unser Testergebnis haben kann. Dann haben wir bemerkt, wenn wir die von
00:37:22: Hand spülen, haben wir die trockenen lassen, auch von Hand haben die nicht in Trockenchrank gestellt,
00:37:27: sondern über Nacht einfach sinnvoll hingestellt, dass die austrocknen. Dann am nächsten Tag
00:37:33: uns angeguckt sind dort Kratzer drauf, weil wir müssen ja fotometrisch messen. Wenn ich da Kratzer
00:37:38: habe, bricht das Licht an, das kann ich nicht mehr nutzen dafür. Da haben wir sehr lange daran rumgefuchst,
00:37:45: bis wir zufällig mehr oder weniger rausbekommen haben. Wir zerkratzen die nicht durch das spülen,
00:37:50: sondern durch das Abwischen am Ende. Wenn wir gesagt haben, diese Platte ist sauber, ich kann sie
00:37:56: benutzen. Wenn ich sie als Messplatte benutzen will, haben wir die immer noch mal mit 70 Prozentigen
00:38:01: Alkohol abgewischt, um Fingerabdrücke und sowas wegzukriegen. Mit dem normalen Papier aus dem Labor
00:38:08: haben wir die Kratzer in den Kunststoff bekommen. Jetzt benutzen wir nur noch Brillenputz-Tücher,
00:38:15: seitdem haben wir keine Kratzer mehr. Das heißt, wir wissen, wir können die ziemlich häufig wieder
00:38:20: verwenden bis zu 100 Mal mit einer Laborspülmaschine als letztes gewaschen mit DM Wasser und trockenen
00:38:27: lassen. Wie gesagt, full life-cycle assessment und betriebswirtschaftlich betrachtet mit den
00:38:32: Preisen von PS-Platten, wie wir sie heute zahlen, rechnet sich das eigentlich nicht, aber wir haben
00:38:39: auch viele Kunden, die sagen, auch wir wollen diese Müllberge nicht produzieren. Da haben wir
00:38:45: dann deinen Mitbründer Felix mal auf einer Messe kennengelernt, damals noch oder nur mit der
00:38:51: Schraubenflasche aus PLA und da haben Franzi und ich sofort gesagt, Mensch Felix, das wäre was für
00:38:58: uns, wenn wir diese Platten auch aus PLA bekommen können und nicht aus PS, allein um nicht mehr
00:39:05: Erdölprodukte nutzen zu können und einfach ein besseres CO2-Bilanz zu haben. Da haben wir dann ja
00:39:14: endlich jetzt Proben von euch bekommen und haben die ausprobiert, sind grundsätzlich nutzbar. Das ist
00:39:20: eine Tendenz, die für uns sehr, sehr interessant ist. Ja, vielen Dank, dass du es erwähnst. Wenn es
00:39:27: jemand im Detail hören mag, was diese Platte ist, es gibt eine Folge mit meinem Mitbründer Felix,
00:39:32: da gehen wir tiefer auf die Platte ein. Aber jetzt noch mal zu dir, das heißt, das Thema Nachhaltigkeit
00:39:37: beschäftigt auch bei euch wirklich viele Leute. Also, man muss da differenzieren. Es ist wirklich so,
00:39:46: dass in diesen Global Playern, mit denen wir zu tun haben, spielt das immer noch eine sehr
00:39:50: untergeordnete Rolle. Da geht es wirklich nur um letzten Cent, um Praktikabilität, um Budgets und
00:40:00: so weiter. Aber bei den mittelgroßen Firmen haben wir das eigentlich immer mit den Leuten, die dann
00:40:04: im Labor die Arbeit machen, die sagen, ich will diese Müllberge nicht und ich will möglichst von
00:40:09: Erdöl basierten Produkten weg. Wir haben ja zwei Verbrauchsartikel bei uns im Test, was wir eigentlich
00:40:17: nie wollten, aber unsere Kunden wollen alle das bei uns kaufen, auch weil sie sagen, ich habe keine
00:40:22: Zeit, mich darum zu kümmern. Und bei euch wissen wir, wenn wir das bei euch bestellen, das ist mit
00:40:27: den Geräten und so weiter getestet, die ihr nutzt oder die wir über euch gekauft haben und nutzen.
00:40:32: Da gibt es eine wirklich breite Masse an Leuten, die sagen, es ist uns wichtig, weniger Müll zu
00:40:40: produzieren oder wenn ich den Müll schon produziere, wenn er dann wenigstens nicht aus Erdöl basierte
00:40:45: Material, sondern aus Pflanzen nachwachsenden Rohstoffen produziert wird. Also, immerhin eine
00:40:54: positive Tendenz. Sehr schön. Absolut. Ich meine, unsere Methode, die Leute, die in Haus testen,
00:41:01: mit Brutschränken und so weiter, die sparen durch unseren Testen nicht nur 99 Prozent Zeit, sondern
00:41:06: auch 99 Prozent Energie, weil sie halt diese 24/7 laufenden Brutschränke nicht brauchen und die
00:41:12: fressen ja richtig Strom. Natürlich, je nachdem, in welchem Klimat sie grundsätzlich stehen, aber
00:41:17: bei uns im Winter müssen wir heizen, im Sommer müssen wir kühlen. Die laufen eigentlich kontinuierlich,
00:41:22: die Kompressoren. Und das ist richtig viel Strom. Das glaubt man nicht. Im Verhältnis zu Verkehr
00:41:28: natürlich nichts, aber in unserem Bereich sparen wir 99 Prozent Energie und das ist für uns ganz
00:41:35: klar ein USP, der wichtig ist. Wenn wir da noch weiter hinkommen, dass wir da auch weniger unseren
00:41:41: CO2-Footprint A dokumentieren und B aufzeigen können, dass es eine Reise gibt in die Richtung,
00:41:48: dass wir das da noch mal deutlich reduzieren können, ist das auf jeden Fall kein Nachteil.
00:41:53: Ja und ich denke dieses ganze Thema CO2-Reduktion, es ist halt ein Gemeinschaftswerk. Also man kann
00:41:59: immer auf andere Industrien zeigen und sagen, guck mal, die machen viel mehr. Aber am Ende kann
00:42:04: man jeden Sektor so stark fragmentieren, dass man immer sagen kann, ja guck mal, selbst Flugreisen
00:42:09: machen nur 2 Prozent aus, viel zu klein bringt gar nichts. Lass erst mal Ehrenemachen. Ich glaube,
00:42:14: wenn jeder ein bisschen reduziert, bringt das schon viel mehr, wie wenn einzelne ganz viel
00:42:20: reduzieren. Unbedingt. Also wir achten zum Beispiel sehr stark darauf, dass unsere Server, wir nutzen
00:42:26: ja Cloud Server, dass die zertifiziert EEG Strom nutzen und in Europa sitzen. Das sind natürlich
00:42:31: zwei verschiedene Gründe, aber auch der zertifizierter EEG Strom, weil was an Stroh für
00:42:37: Datenspeicherung und Verarbeitung von braucht wird, ist ja Wahnsinn. Ohne Frage. Ja, sehr gut. Jens,
00:42:45: Mitblick auf die Uhr. Ich sage vielen, vielen Dank, dass du bei mir warst, dass du uns über deine
00:42:51: Technologie erzählt hast und die Vorteile, die es letztlich für die gesamte Landwirtschaft dann
00:42:58: auch betet, wenn man euren Test nutzt. Ich wünsche euch weiterhin ganz, ganz viel Erfolg bei euren
00:43:04: Ringversuchen. Vielleicht gibt es irgendwas, was du brauchst irgendwo, wenn du hier einmal in den
00:43:12: Ate rufen darfst. Ich brauche Hilfe hierbei. Ja, erstmal vielen herzlichen Dank, dass du uns oder
00:43:20: mich eingeladen hast in deinem Podcast mitzumachen. Das ist immer sehr spannend, auch zu sehen, in
00:43:26: welche Richtung du vorher geguckt hast und wie du dann auf uns gestoßen bist. Vielen, vielen Dank
00:43:31: dafür. Eigentlich brauchen wir keine Unterstützung oder nichts, was wir nicht irgendwo anders her
00:43:39: bekommen könnten. Ich kann nur sagen, lass uns alle, wie du eben schon sehr schön gesagt hast,
00:43:44: wenn jeder in seinem kleinen Bereich mehr tut, um nachhaltiger zu werden, dann schaffen wir das
00:43:51: auch und wir müssen es tun. Das ist ja eindeutig. Vielen, vielen Dank. Danke dir. Dann macht's gut.
00:43:57: Doppelhelix, der Technologie Podcast für Biotech und Life Science. Vielen Dank, dass du heute dabei
00:44:08: warst. Wenn dir diese Folge gefallen hat, abonniere diesen Podcast und lass eine nette Bewertung
00:44:13: da. Wenn du Anregungen hast, würde ich mich sehr über dein Feedback freuen. Schreib mir einfach eine
00:44:17: E-Mail an feedback@doppelhelix.fm. Du kannst mir gerne auch auf LinkedIn folgen. Dort poste ich
00:44:24: Einblicke von uns, Green Elephant Biotech und auch zu Themen rund um die Biotech-Porsche. Bis zum
00:44:29: nächsten Mal bei Doppelhelix.
00:44:31: [Musik]
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