10 - Vegane Antikörper aus Kieselalgen mit Phaeosynt COO Alina Eilers

Shownotes

Heute zu Gast ist Alina Eilers, Mitgründerin und COO von Phaeosynt. Das Biotech Startup aus Hannover produziert Antikörper in Kieselalgen, statt in lebendenden Tieren oder tierischer Zellkultur. Wir sprechen über diese neue Expressionsplattform und das erste Produkt, das das Unternehmen auf den Markt bringen wird – einen veganen Schwangerschaftstest.

Außerdem sprechen in dieser Episode auch über Tierleid, das mit konventionellen Produktions- und Zellkulturmethoden einhergeht, z.B. darüber wie FKS gewonnen wird. Wenn dich bildliche Schilderungen von Tierleid stark belasten, empfehlen wir diese Folge nach etwa 25 min zu beenden. Sehr spannende Episode und vielleicht für manche ein neuer Blickwinkel auf Zellkultur.

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00:00:00: Heute zu Gast ist Alina Eilers, Mitgründerin und COO von FAIRSINT.

00:00:05: Das Biotech-Startup aus Hannover produziert Antikörper in Kieselalgen statt in lebenden

00:00:10: Tieren oder tierischer Zellkultur.

00:00:12: Wir sprechen über diese neue Expressionsplattform und das erste Produkt, das das Unternehmen

00:00:16: auf den Markt bringen wird.

00:00:17: Einen veganen Schwangerschafts-Test.

00:00:19: Außerdem ein kleiner Hinweis, sprechen wir in dieser Episode auch über Tierleit, das

00:00:23: mit konventionellen Produktions- und Zellkultormethoden einhergeht, zum Beispiel darüber, wie FKS

00:00:28: gewonnen wird.

00:00:29: Wenn nicht also bildliche Schilderungen von Tierleit stark belasten, empfehlen wir diese

00:00:32: Folge nach etwa 25 Minuten zu beenden.

00:00:35: Sehr spannende Episode und vielleicht für manche ein neuer Blackwinkle auf Zellkultur.

00:00:39: Los geht's!

00:00:40: Und dann haben wir uns überlegt, okay, welches Diagnostikprodukt kennt jeder, wo ist man

00:00:45: bereit, vielleicht auch ein bisschen mehr Geld zu bezahlen, weil ein Produkt von einem

00:00:49: Startup ist noch mal meistens ein bisschen teurer, dann ist es noch ein nachhaltiges

00:00:52: Produkt und so weiter.

00:00:53: Und was ist vielleicht auch ein emotionales Produkt?

00:00:56: Und so sind wir einfach zum Schwangerschafts-Test gekommen.

00:00:59: Meine Kollegin Stefanie bezeichnet das immer als Trojanisches Pferd.

00:01:03: Wir kommen mit dem Schwangerschaftstest und danach erobern wir die ganze Diagnostik-Branche,

00:01:08: um einfach ja zu zeigen, unsere Antikörper funktionieren und das zu beweisen.

00:01:12: Doppelhelix, der Technologie-Podcast für Biotech und Life Science.

00:01:21: Hallo Alina, schön, dass du heute bei mir bist.

00:01:24: Hi.

00:01:25: Eine Frage ganz zum Anfang.

00:01:27: Sag mal, was war denn dein allererster Job oder dein erstes Projekt im Labor?

00:01:31: Also wofür musstest du zum ersten Mal eine Pipette in die Hand nehmen?

00:01:35: Ich gab zum ersten Mal eine Pipette in die Hand nehmen, musste ich in einem Praktikum,

00:01:40: ja, Zellbiologie oder sowas und da haben wir direkt mit so ganz kleinen Würmchen gearbeitet,

00:01:45: den wir den Kopf verpreisen mussten.

00:01:46: Ja, es war sogar nicht meins.

00:01:49: Aber meine erste wirklich praktisch eigenständige Arbeit war im Grunde die Bachelorarbeit,

00:01:56: wo ich tatsächlich in der Arbeitsgruppe gearbeitet habe, wo auch jetzt Feehose sind ausgegründet

00:02:01: wurde.

00:02:02: Also das war eigentlich meine erste praktische Arbeit tatsächlich.

00:02:04: Fantastisch, da haben wir den Bogen zu eurem Unternehmen direkt geschlagen.

00:02:08: Das heißt, du bist vom Hintergrund her Molekulabiologie oder?

00:02:14: Ja, ich habe Life Science studiert.

00:02:16: Das zu erklären, viel immer sehr schwer, vielleicht immer Lifestyle verstanden, aber

00:02:22: Life Science, im Grunde ja, Lebenswissenschaften.

00:02:24: Alles mögliche, was dazu gehört und mein Doktor habe ich dabei in Chemie gemacht.

00:02:29: Okay, und heute bist du CEO, also Chief Operations Officer bei Feehose sind.

00:02:34: Genau.

00:02:35: Erzähl mal, in aller Kürze, was macht ihr?

00:02:39: Feehose sind, ist ein Biotech Startup und wir produzieren Antikörper in Kieselalgen und

00:02:44: bieten so mit eine Alternative zu der Produktion in Tieren oder tierischer Zellkultur und um

00:02:49: unsere Technologie so ein bisschen bekannter zu machen und zu zeigen, dass sie wirklich

00:02:53: gut funktioniert, bringen wir ein Diagnostikprodukt raus und das ist der erste vegane Schwangerschaftstest.

00:02:58: Okay, Antikörper, denkt man erst mal, ist ein alter Hut.

00:03:03: Wir springen gleich noch ein bisschen tiefer rein, wie man Antikörper heute herstellt

00:03:08: und warum das vielleicht nicht mehr unbedingt State of the Art ist.

00:03:11: Auch vielleicht noch ganz kurz zu Feehose sind, wie groß seid ihr, wo seid ihr und was sind

00:03:18: so die aktuellen Themen, die euch umtreiben?

00:03:21: Wir sind neun Leute beziehungsweise sieben Angestellte.

00:03:26: Wir sind in Hannover, haben hier Büro und auch Laborräumlichkeiten und wir stehen derzeit

00:03:33: kurz vorm Abschluss der zweiten Finanzierungsrunde, der Seedround und das ist natürlich erstmal

00:03:38: ein großer Schritt auf der Business-Seite und auf der technologischen Seite stehen

00:03:43: wir davor, die technische Dokumentation beim TÜV oder einer anderen benannten Stelle

00:03:47: einzureichen, sodass unser Schwangerschaftstest eine ZE-Nummer bekommt und auf den Markt darf.

00:03:52: Also das ist da der große Meilenstein.

00:03:54: Also 2025 wird unglaublich spannend für euch.

00:03:56: Auf jeden Fall, ja.

00:03:58: Fantastisch.

00:03:59: Cool.

00:04:00: Dann hast du eben schon erwähnt, ihr produziert in Kieselalgen.

00:04:04: Antikörper.

00:04:05: Genau.

00:04:06: Und jetzt ein Riesengeschäft, ein Milliardenmarkt.

00:04:09: Antikörper stecken überall drin in der Diagnostik, in der Therapie.

00:04:15: Erzähl doch mal, warum ihr eine neue Expressions- oder Produktionstechnologie für Antikörper

00:04:23: entwickelt für ein Produkt, das eigentlich eine Commodity ist, was es kastetisch ist

00:04:28: oder in Millionen Liters Scale in der Produktion gibt, wo die Tito fantastisch sind.

00:04:36: Warum brauchen wir da ein neues Exposionssystem?

00:04:39: Also um das einmal von der regulatorischen Seite zu betrachten, es gab zum Beispiel auch

00:04:46: 2020 eine Empfehlung vom Referenzlabor der EU, wo empfohlen wurde, also jetzt nicht gesetzlich

00:04:54: vorgeschrieben, sondern rein empfohlen, auf Tiere bei der Antikörperproduktion zu verzichten.

00:05:00: Diese Empfehlung hat sehr große Diskussionen hervorgerufen in der wissenschaftlichen Branche.

00:05:06: Also Personen, die mit Antikörper arbeiten, jeder, der Antikörper verwendet, hat dann

00:05:11: natürlich eine Meinung zu, weil die bisherige Produktion in Tieren oder hauptsächlich tierischer

00:05:16: Zellkultur ist natürlich recht alternativlos.

00:05:18: Es werden immer wieder tierische Produkte dafür verwendet oder halt lebende Tiere um

00:05:24: den Staatprozess die Immunisierung zu machen.

00:05:27: Aber trotzdem ist es halt natürlich ethisch schon ein bisschen fraglich.

00:05:32: Es ist ein sehr auf Tierausbeutung lastender Prozess.

00:05:35: Und das hat auch das Referenzlabor der EU gesehen und gesagt, hey, da müsste man mal perspektivisch

00:05:41: was dran ändern.

00:05:42: Das heißt, das ist natürlich ein sehr guter Startpunkt für uns.

00:05:45: Wir wissen, es ist der Bedarf da nach Alternativen und wir haben eine nachhaltige Methode gefunden,

00:05:52: um das besser zu machen und günstig.

00:05:54: Warum sollten wir das nicht tun?

00:05:56: Warum sollte man nicht eine nachhaltige Methode voranbringen?

00:05:59: Auch wenn die Branche das natürlich nicht ganz so sieht.

00:06:03: Damit wir hier begrifflich ganz auf einem Stand sind, du hast gerade sowohl Produktion in Tieren

00:06:09: erwähnt als auch in tierischer Zellkultur.

00:06:12: Vielleicht gehen wir da einmal systematisch durch.

00:06:14: Wenn ich ein Antikörper in einem Tier produziere, wie läuft das ab?

00:06:20: Es kommt ganz drauf an, wo man starten möchte.

00:06:21: Wenn man einen neuen Antikörper produzieren möchte, dann wird zuerst das Tier immunisiert.

00:06:26: Das heißt, dem Tier wird das Antigen gespritzt in die Blutbahn und das Tier bildet dagegen

00:06:31: Antikörper, die man wiederum aus dem Blut herauszieht.

00:06:33: Aus dem lebenden Tier?

00:06:34: Das kann man aus dem lebenden Tier.

00:06:36: Das kann eine Ziege sein, ein Schaf, ein Kaninchen.

00:06:39: Das sind meist eher ein bisschen größere Wirbeltiere, weil die einfach mehr Blut haben.

00:06:44: Und dann schaut man, braucht man genau diesen Antikörper.

00:06:48: Das ist dann ein polyklonales Antikörper-Gemisch mit verschiedenen Antikörpern oder braucht

00:06:53: man einen spezifischeren Antikörper.

00:06:54: Man kann also entweder dem Tier weiterhin über Wochen teilweise auch Monate den Antikörper

00:07:00: entnehmen, teilweise wird das Tier dann einfach neu immunisiert oder man geht den nächsten

00:07:05: Schritt und nimmt die Antikörper produzierenden Zellen, die sind in der Milz.

00:07:09: Dafür wird das Tier getötet.

00:07:10: Die Zellen werden entnommen und im Labor fusioniert.

00:07:13: Dann werden Hybridomazellen erstellt, das heißt, die werden mit Krebszellen kombiniert,

00:07:20: sodass man diese Zellen weiter verwenden kann.

00:07:22: Und hier landen wir dann entweder in der tierischen Zellkultur, sodass man diese Zellen im Labor

00:07:27: kultiviert.

00:07:28: Man kann aber auch die Hybridomazellen, Moisen zum Beispiel, einsetzen und die Acidis-Methode

00:07:34: durchführen.

00:07:35: Acidis ist eine sehr qualvolle Methode, die wird eigentlich kaum noch gemacht in der EU

00:07:40: und zu weitestgehend verboten, nur in Ausnahmefällen.

00:07:44: Ich habe mir die Statistik von 22 angeschaut, da gab es das eigentlich nur noch in Frankreich

00:07:48: und ein anderes Land, glaube ich.

00:07:52: Es ist aber eine sehr gute Methode, um moniklonale Antikörper zu produzieren.

00:07:56: Und wie das außerhalb der EU aussieht, steht nicht so ganz geschrieben.

00:08:02: Und es ist eine günstige Methode mit einer hohen Ausbeute, aber eine sehr, sehr qualvolle

00:08:07: Methode.

00:08:08: Gibt es die Möglichkeit, einen speziellen monoklonalen Antikörper, vielleicht auch,

00:08:14: sagen wir, rein rekominent, also mit einem Plasmid oder mit einer DNA-Sequenz zu starten,

00:08:18: oder muss ich immer den Weg über das Tier und die Hybridoma gehen?

00:08:23: Nein, da gibt es zum Glück auch eine Alternative für, und zwar das Faggendisplay oder Fage-Display,

00:08:31: was komplett tierfrei abläuft.

00:08:34: Hier muss man natürlich trotzdem schauen, welche Produkte werden verwendet im Labor,

00:08:38: aber im Grunde läuft das komplett ohne lebendiges Tier ab.

00:08:41: Und hier kann man auch sehr spezifische monoklonale Antikörper dann am Ende gewinnen, bzw. die

00:08:46: Sequenz, weil es keine Produktionsmethode, sondern nur eine Methode, um neue Antikörper

00:08:52: zu selektieren.

00:08:53: Und wenn ich da meinen Antikörper selektiert habe, wie bekomme ich den dann in die Produktion?

00:08:59: Die Sequenz muss einfach eingebracht werden entweder dann in die Zellkultur oder in den

00:09:05: anderen Organismus.

00:09:07: Okay.

00:09:08: Hast du Marktzahlen parat?

00:09:11: Also welche Methode jetzt, welchen Anteil hat?

00:09:16: Leider nicht, der Markt ist, ich sage, maierintransparent.

00:09:20: Wir haben natürlich Tierschutz-Gesetze, gerade auch in der EU, die das Einführen von Produkten

00:09:28: verhindern soll, die unter qualvollen Methoden in Tieren geschehen.

00:09:34: Aber es gibt immer Grauzonen.

00:09:37: Ich weiß, dass ein Großteil der Antikörper in Europa in der tierischen Zellkultur produziert

00:09:42: wird.

00:09:43: Aber wir haben auch viel polyklonale Produktion durch die Immunisierung in Tieren.

00:09:46: Aber die Assitis-Methode in Europa, da haben wir ganz genau Zahlen zu durchhält, die Tierschutzreports,

00:09:53: und wie gesagt, da war eigentlich nur Frankreich-Spitzenreiter, was aber aus anderen Ländern kommt,

00:09:57: was in die EU eingeführt wird, keinerlei Infos.

00:10:00: Okay.

00:10:01: Und ich glaube, wenn man selber im Labor arbeitet, man hat es vielleicht gar nicht so auf dem

00:10:05: Schirm, wie Antikörper produziert werden, was da dran hängt.

00:10:07: Und ich erinnere mich, während meiner Doktorarbeit ist mir ein Antikörper ausgegangen und ich

00:10:14: musste einen neuen Batch kaufen und musste quasi die Methode komplett neu etablieren,

00:10:18: weil das ein polyklonaler Antikörper war, aber das Tier gestorben.

00:10:23: Ich hatte quasi ein komplett anderen Antikörper.

00:10:28: Also es ist nicht nur aus ethischer Sicht problematisch, sondern auch aus ganz praktischer

00:10:34: Sicht.

00:10:35: So ein polyklonaler Antikörper kann halt einfach komplett anders aussehen, wenn der aus einem

00:10:39: anderen Tier kommt.

00:10:40: Ja, auf jeden Fall.

00:10:42: Und es gibt bestimmte Bereiche, wo polyklonale Antikörper sehr sinnvoll sind, weil sie halt

00:10:49: sehr breit gefächert, sage ich mal, das Target erkennen können und halt nicht super spezifisch.

00:10:53: Und je nachdem, was man da abzielen möchte, macht das vielleicht Sinn.

00:10:58: Aber im Grunde hat man hier natürlich wirklich ein Sensitivitätsproblem, gerade wenn es dann

00:11:02: darum geht, dass das Tier gestorben ist.

00:11:04: Und das neue Tier natürlich einfach anderer Antikörper produziert.

00:11:08: Das ist ein großes Problem und deswegen verwendet man ja vorrangig monoklonale Antikörper.

00:11:13: So, Kieselalgen.

00:11:15: Damit produziert ihr eure Antikörper.

00:11:19: Erste Frage, was sind Kieselalgen?

00:11:23: Ich war in Taxonomie mal sehr viel besser als heute, aber mein zweites Semester ist

00:11:27: lange her.

00:11:28: Was sind Kieselalgen?

00:11:30: Ja, das ist eine sehr gute Frage.

00:11:33: Kieselalgen, der Name sagt, sind Algen.

00:11:35: Sie sind aber auch nicht so richtig Pflanzen.

00:11:37: Also sie zählen nicht zu Pflanzen.

00:11:40: Sie sind Mikroalgen.

00:11:42: Sie heißen im Englischen oder im Deutschen auch Diatomänen.

00:11:46: Das ist vielleicht ein bisschen besseres Wort, weil Kieselalge klingt immer super nach Pflanze.

00:11:51: Es sind aber marine Mikroorganismen, die über alle mehr vorkommen, eukaryotische Einzeller,

00:11:59: die Fotosynthese treiben, die aber recht komplexe Moleküle einfach produzieren können.

00:12:04: Also komplexer als andere Mikroorganismen, wie zum Beispiel Bakterien oder Hefen sind.

00:12:09: Die produzieren jetzt aber nicht von sich aus ganz natürlich schon Antikörper, oder?

00:12:13: Sie haben natürlich eine Proteinproduktion und produzieren sicherlich auch ein paar eigene

00:12:18: Antikörper.

00:12:19: Sie können aber natürlich dahin manipuliert werden, bessere Antikörper zu produzieren.

00:12:24: Sehr gut.

00:12:25: Warum ausgerechnet Kieselalgen?

00:12:26: Wie seid ihr bei diesem System gelandet?

00:12:28: Die Idee ist in der Arbeitsgruppe entstanden, wo ich meine Bachelorarbeit gemacht habe.

00:12:32: Das habe ich ja am Anfang schon mal gesagt.

00:12:34: Und mein Kollege ist das.

00:12:36: Unser CTO hat am System Kieselalge seine Doktorarbeit gemacht und versucht, Antikörper darin zu

00:12:44: produzieren.

00:12:45: Es wurden vorher schon sehr viele andere pflanzliche Systeme durchprobiert, sei es jetzt eine Grünalge

00:12:51: oder die Entengrütze oder verschiedenste Pflanzen.

00:12:54: Und dann kam halt die Kieselalge, die in der Literatur auch schon einige Beschreibungen

00:12:59: hingehend Antikörperproduktion hat.

00:13:01: Und da hat er gemerkt, okay, die funktioniert tatsächlich richtig gut, hat ein paar Veränderungen

00:13:05: durchgeführt und gemerkt, das klappt.

00:13:07: Und dann haben wir als FEO und uns zusammengefunden und gesagt, mega, da wollen wir auf jeden

00:13:11: Fall mehr mitmachen, das funktioniert.

00:13:13: Wir sehen die Ergebnisse, wir haben verschiedene Anwendungsbeispiele schon gehabt.

00:13:17: Lass uns da mehr daraus machen.

00:13:18: Was musstet ihr an den Kieselalgen machen, um die dahin zu bekommen, dass das den besseren

00:13:25: Expositionssystem sind?

00:13:26: Man hört so ein bisschen, sag ich mal, die DNA verändert, geschaut, wie sieht der Promoter

00:13:34: aus?

00:13:35: Was kann ich an?

00:13:36: Was kann ich ausschalten?

00:13:37: Das Medium natürlich ein bisschen angepasst.

00:13:40: Also es sind diverse Anpassungen.

00:13:42: Und da sind wir auch immer noch dran, das immer noch zu optimieren.

00:13:44: Aber also genetische Änderungen, aber auch die Umwelt.

00:13:48: Okay.

00:13:49: Ja, Umwelt wäre auch meine nächste Frage gewesen.

00:13:50: So die Prozessanforderungen.

00:13:52: Also wie bekommt man den in den industriellen Maßstab?

00:13:55: Kann ich die einfach in den klassischen Fermentor stecken?

00:13:57: Du hast gesagt, die brauchen, oder die machen Fotosynthese, müssen die Fotosynthese machen,

00:14:02: brauchen die so einen Lichtbio-Reaktor.

00:14:04: Wie macht ihr das?

00:14:05: Genau.

00:14:06: Also sie machen Fotosynthese und ich sag mal, es ist ein recht elementares Ding.

00:14:12: Klar, vielleicht geht es auch ohne Fotosynthese.

00:14:14: Kann man mal schauen, aber im Grunde ist es ein recht simpler Organismus, den man beleuchtet

00:14:19: mit LED-Licht.

00:14:20: Von daher ist das gar nicht so die ganze Crux.

00:14:21: Genau, man braucht ein Fotobioreaktor, ein simples salzhaltiges Medium, eine leichte

00:14:28: Begasung und Licht.

00:14:29: Und das war es.

00:14:30: Ein sehr genügsamer Organismus.

00:14:32: Auf Temperatur und Technisch dann wahrscheinlich eher so Ambient und nicht auf 37 Grad.

00:14:40: Genau, die Kieselalge in unserem Fall kommt zum Beispiel auch in der Nordsee vor und der

00:14:46: reicht völlig eine Temperatur von 20 Grad.

00:14:49: Also wenn das um die 20 Grad ist, was ja meistens Raumtemperatur entspricht, ist das wunderbar.

00:14:55: Von daher hat man da gar keine Probleme mit dem Heizen oder Kühl.

00:14:58: Ja, klasse.

00:14:59: Wie performt der Organismus, so im Vergleich zur klassischen tierischen Zellkultur?

00:15:04: Wir kommen noch nicht ganz an die Zahlen der tierischen Zellkultur ran.

00:15:09: Es ist auch sehr antikörperabhängig, wie viel produziert wird in der Kieselalge, aber

00:15:13: wir haben Zahlen bis zu 200 Milligramm pro Liter.

00:15:16: Okay, also ja, das ist ja ein sehr guter Start auf jeden Fall.

00:15:19: Und fairerweise muss man sagen, tierische Zellkultur hat drei Jahrzehnte vorsprungen.

00:15:22: Wie lange seid ihr an der Kieselalge jetzt dran?

00:15:26: Lass mich kurz überlegen.

00:15:29: Das hat, glaube ich, angefangen 2017, also ja, sieben Jahre, sage ich mal, und wir von

00:15:33: Feo sind dreieinhalb.

00:15:34: Okay, also relativ junge Technologie, wenn man sich anschaut, wie lange solche Systeme brauchen,

00:15:40: entwickelt zu werden.

00:15:41: Okay, das heißt, der Fotobioreaktur klingt erstmal simpel durchaus, was etabliert ist.

00:15:51: Was ist die Eskalierbarkeit aktuell überhaupt eine große Herausforderung für euch?

00:15:57: Oder sagt ihr, ihr seid noch mehr auf der molekulabiologischen Seite, optimiert das

00:16:03: Expressionssystem an sich und gar nicht so sehr die Prozessparameter?

00:16:06: Nicht tatsächlich, sind beide Faktoren gerade wichtig.

00:16:10: Natürlich im Upstream-Prozess eine hohe Ausbeutel zu erlangen, dass einfach da die Kultivierung

00:16:17: noch besser wird.

00:16:18: Aber der Downstream-Prozess entscheidet gerade das Upscaling.

00:16:22: Also wir würden gerne auf richtig große Volumen nach hochgehen, dafür brauchen wir natürlich

00:16:26: erstmal die Anlagen.

00:16:27: Da schauen wir gerade, welche Möglichkeiten haben wir, um jetzt mal über 20 Liter hinauszugehen

00:16:32: auf 50, 100 Liter, 200 Liter.

00:16:34: Und dann muss man natürlich schauen, wie geht man mit diesem großen Volumen um?

00:16:39: Wenn wir jetzt 200 Liter haben, da komme ich nicht mal mit so einer kleinen Laborzentrifuge

00:16:44: weit.

00:16:45: Und das ist eher das Problem, dass wir schauen müssen, welche Geräte brauchen wir dazu und

00:16:47: wie händeln wir das Ganze.

00:16:49: Das hindert uns ein bisschen am Upscaling die Geräte, die wir dafür brauchen, weil so

00:16:55: ein kleines Biotext startup hat jetzt auch nicht unmengen Geld, um jetzt ganz teure Laborgeräte

00:16:58: zu kaufen.

00:16:59: Ja, dafür sieht man dann so einen dann.

00:17:00: Eine Frage zum Upstream-Prozess, bzw. diese Kombination daraus.

00:17:06: Wären die Antikörper sekretiert oder müssen die Zellen aufschließen?

00:17:09: Wir schließen die Zellen auf.

00:17:12: Ja, ist dann natürlich ein bisschen mehr Arbeit.

00:17:14: Genau, das ist ein bisschen mehr Arbeit, aber das erhöht tatsächlich die Ausbeute.

00:17:18: Die Literatur, die es vorher gab, die da wird sekretiert und bei uns in der Zelle.

00:17:24: Gut, so, jetzt habt ihr Antikörper produziert, die aufgereinigt und macht als Allererstes

00:17:35: einen veganen Spangerschaftstest.

00:17:37: Das ist ja jetzt, sag ich mal, auf dem Geschäftsmodell und vom

00:17:40: vom Weg als Start-up eher ungewöhnlich zu sagen, man entwickelt eine Plattformtechnologie

00:17:47: und statt zu versuchen, diese Plattformen zu lizenzieren oder als CDMO auf den Markt zu

00:17:53: gehen und für andere zu produzieren, entwickelt er jetzt ein eigenes Produkt.

00:17:57: Wie kommt das denn?

00:17:59: Genau.

00:18:00: Ja, also wir haben uns gedacht, das ist noch nicht spannend genug, so ein Biotech Start-up

00:18:04: lassen wir uns mal noch in eine Branche gehen, wo wir gar keine Ahnung haben und so ein Diagnostik-Produkt

00:18:08: rausbringen.

00:18:09: Wir haben einfach gemerkt, dass der Biotech-Markt, was Antikörper angeht, super traditionell ist

00:18:15: und ein Start-up da einfach nicht so gerne gesehen wird.

00:18:17: Wir haben ja schon ein paar Schwachpunkte von Antikörpern angesprochen, wie die Qualität

00:18:22: oder die Verfügbarkeit gerade bei polyklonalen Antikörpern.

00:18:25: Und da verlassen sich dann lieber die Kund*innen auf die Verkäufer*innen, die sie schon sehr

00:18:30: lange haben.

00:18:31: Ich kaufe lieber also bei jemandem ein, wo ich die Menge für fünf Jahre einkaufen kann

00:18:35: und so weiter.

00:18:36: Und wer weiß, ob's fähig sind und fünf Jahre noch gibt.

00:18:38: Also wie soll ich bei einem Start-up Antikörper kaufen?

00:18:41: Das ist ein großes Problem und dann natürlich "never-change-running-System".

00:18:46: Warum sollte ich auf einmal die Antikörper aus einer Kieselalge beziehen?

00:18:49: Ich weiß ja gar nicht, wie die funktionieren.

00:18:50: Ich muss meine Prozesse vielleicht umstellen, muss das erstmal alles validieren.

00:18:54: Das sind einfach sehr, sehr große Strukturen dahinter, die das Ganze ein bisschen schwieriger

00:18:58: machen, da überhaupt den Fuß in die Tür zu bekommen.

00:19:00: Und da haben wir in Gesprächen mit Expert*innen und Investor*innen gemerkt, okay, so ganz

00:19:06: reif ist die Idee einfach nicht.

00:19:07: Was können wir tun?

00:19:08: Unsere ganz tolle Technologie irgendwie auf den Markt zu bringen und dann sind wir auf

00:19:13: die Idee gekommen, einfach selber einen Test rauszubringen.

00:19:15: Und dann haben wir uns überlegt, okay, welches Diagnostik-Produkt kennt jeder?

00:19:19: Wo ist man bereit, vielleicht auch ein bisschen mehr Geld zu bezahlen, weil ein Produkt von

00:19:24: einem Start-up ist normal meistens ein bisschen teurer, dann ist es noch ein nachhaltiges

00:19:27: Produkt und so weiter.

00:19:28: Und was ist vielleicht auch ein emotionales Produkt?

00:19:31: Und so sind wir einfach zum Schwangerschaftstest gekommen.

00:19:34: Meine Kollegin Stefanie bezeichnet das immer als Trojanisches Pferd.

00:19:38: Wir kommen mit dem Schwangerschaftstest und danach erobern wir die ganze Diagnostikbranche,

00:19:44: um einfach ja zu zeigen, unsere Antikörper funktionieren und das zu beweisen.

00:19:47: Bist du auch ein großer Markt sein, oder?

00:19:49: Das ist wahrscheinlich einer der meistverkauften, sondern so schnell, Tests für zu Hause.

00:19:54: Ja, also in Deutschland wurden 15 Millionen Schwangerschaftstest verkauft, 20, 22.

00:20:01: Ich glaube, das sind 54 Millionen Euro gewesen.

00:20:05: Global sprechen wir natürlich noch von Hörnsummen.

00:20:07: Es ist trotzdem eher ein Nischenmarkt, aber wir haben natürlich genügend Diagnostikprodukte,

00:20:12: die man daran anhängt.

00:20:14: Ja, natürlich.

00:20:15: Okay.

00:20:16: Wo steht ihr beim Schwangerschaftstest?

00:20:20: Wir müssen da gerade noch die letzten Daten validieren bzw. unser Testhersteller und dann

00:20:27: wird die technische Dokumentation eingereicht.

00:20:29: Wir haben die Verpackung fertigdesigned.

00:20:32: Wir haben das Produkt im Grunde fertigdesigned.

00:20:35: Es fehlen nur noch ein paar Labordaten, um das abschließend einzureichen.

00:20:38: Und genau, dann geht es in die Marktvorbereitung, in die Gespräche, wo wird der Schwangerschaftstest

00:20:43: verkauft, ins Marketing, Social Media Planung und so weiter.

00:20:46: Alles, was dazu gehört, was dann echt wenig mit der Biotechnologie zu tun hat, aber was

00:20:50: auch super spannend ist.

00:20:52: Super spannend.

00:20:53: Aber tatsächlich, ich glaube, du bist jetzt die erste oder eine meiner ersten Gäste,

00:20:59: die tatsächlich so ein richtiges End-Customer-Produkt haben.

00:21:02: Ja, das ist ein sehr ungewöhnlicher Case.

00:21:05: Ich weiß dieses Biotech und dann auch so ein Konsumer-Produkt.

00:21:08: Ja, aber total spannend.

00:21:10: Aber dann könnt ihr das volle Influencer-Game und so was spielen.

00:21:13: Und hat natürlich den Vorteil, dass man auch relativ, also verhältnismäßig leicht

00:21:21: wieder bei seinem Kunden landet.

00:21:22: Genau.

00:21:23: Ja.

00:21:24: Und gerade wenn die Gesellschaft, sag ich mal, dann ein bisschen aufgeklärter ist, wächst

00:21:29: auch einfach das Bewusstsein für andere Produkte.

00:21:31: Und wir können ein bisschen mehr Druck aufbauen auf die Branche.

00:21:34: Ja, jetzt weiß natürlich, die meisten Leute, die nicht live sein studiert haben, weder

00:21:41: was ein Antikörper ist, noch wie ein Schwangerschaftstest im Detail funktioniert.

00:21:46: Von daher wissen die Leute ja auch nicht, dass da tierische Produkte letztlich drin stecken.

00:21:54: Seht ihr das als Herausforderung, überhaupt erst mal Aufklärungsarbeit zu machen?

00:22:00: Ja, das ist ein großer Aspekt bei unserem Marketing.

00:22:04: Also da wird ein großes Budget für nötig, Aufklärung zu betreiben, vorrangig halt auf

00:22:09: Social Media.

00:22:10: Wir merken das aber schon ganz gut an der Resonanz.

00:22:13: Wir sind schon ein bisschen aktiv bei Social Media und es gibt auch immer wieder mal Posts

00:22:17: über uns von größeren Channels auf Instagram.

00:22:21: Zum Beispiel Watson hat ein Post gemacht oder Faktastisch, wo halt die Reichweite wirklich

00:22:26: in die Millionen geht.

00:22:27: Und da gibt es halt unterschiedliche Reaktionen.

00:22:31: Wenn da erstmal steht, ein Start-up entwickelt, einen veganen Schwangerschaftstest, gibt es

00:22:36: immer die Leute, die einfach komplett das Wort "Vegan" hassen und sagen, was für

00:22:41: ein Quatsch.

00:22:42: Da gibt es mal eine Wurst auf dem Grill und so weiter.

00:22:45: Es gibt aber auch Leute, die schockiert sind und sich weiter informieren möchten.

00:22:48: Und unsere Zielgruppe ist natürlich vorrangig weiblich.

00:22:52: Vorrangig sind wahrscheinlich Millennials.

00:22:53: Und ich denke, die erreichen wir über Social Media ganz gut mit unserer Aufklärung, um

00:22:58: erst mal zu zeigen, hey, so wird ein Schwangerschaftstest produziert.

00:23:03: Das sind die Nachteile, die vielleicht ein herkömmlicher Schwangerschaftstest hat.

00:23:07: Also erst mit Tierleid verbunden und wir machen das so und vermeiden das Tierleid.

00:23:12: Das ist eine große Aufgabe, aber ich denke, das bekommen wir hin.

00:23:15: Das habe ich auf eurer Website zwei verschiedene Begriffe gelesen.

00:23:17: Einmal tierfrei, einmal vegan.

00:23:20: Ist das das Gleiche?

00:23:21: Sind das Synonyme?

00:23:22: Oder muss man da irgendwie noch ein bisschen von abgrenzen?

00:23:26: Weil auf Lebensmitteln das veganen Label, das kennt man.

00:23:29: Da versteht man auch, was drin ist oder ich verstehe da drunter, dass da eben ausschließlich

00:23:35: Komponenten und Produkte drinstehen, die einfach nicht aus Tieren stammen oder mit Hilfe

00:23:40: von Tieren gewonnen wurden.

00:23:41: Ist tierfrei dann das Gleiche oder muss man das noch irgendwie differenzieren?

00:23:47: Ja, es gibt verschiedene Sachen, wie man das differenzieren kann.

00:23:52: Ich meine, bei Lebensmitteln ist es recht klar.

00:23:54: Ich lebe selber vegan, deswegen schaue ich auch immer nach so einem veganen Label.

00:23:59: Das macht es für mich auf jeden Fall einfacher und das heißt, da ist kein tierisches Produkt

00:24:03: drin, es wurde im ganzen Prozess auch kein tierisches Produkt verwendet.

00:24:06: Deswegen steht auch zum Beispiel auf Osaftvegan, weil das sonst über Gelatine oder Fischblasen

00:24:13: geklärt wird.

00:24:14: Und wenn das eben nicht passiert, kann halt dort auch das Label vegan drauf.

00:24:19: Tierfrei heißt erst mal, es wurde ohne Tier produziert.

00:24:23: In der Biotechnologie gibt es ganz oft im Begriff tierfrei oder animal free, auch zum Beispiel

00:24:28: animal free antibodies, was auch für Antikörper zutrifft aus dem Faggendisplay und so weiter,

00:24:33: wo wirklich also kein lebendiges Tier verwendet wurde.

00:24:35: Inwieweit da auch keine tierischen Substanzen verwendet wurden für die Produktion, kann

00:24:41: ich dir nicht sagen, da es einfach kein geschützter Begriff ist.

00:24:45: Vegan ist auch kein geschützter Begriff.

00:24:47: Und deswegen versucht man damit den Labeln zu arbeiten, um einfach eindeutig klar zu

00:24:51: machen, okay vegan heißt keinerlei tierisches Produkt drinne.

00:24:55: Tierfrei ist dann ein bisschen schwammiger.

00:24:57: Da gibt es natürlich noch andere Begriffe wie ohne Tierleid oder ohne Tierversuche.

00:25:02: Und ohne Tierversuche, klar, wir haben keine Tierversuche, das heißt aber nicht, dass

00:25:07: es vegan ist.

00:25:08: Vegan ist so das Ultimo, sag ich mal, was man erreichen kann, von der Prozesskette darauf

00:25:14: abzielen, dass man keine Tiere verwendet hat und alles Anderes meist ein bisschen in Abstufen

00:25:19: untergeordnet.

00:25:20: Magst du noch ein bisschen tiefer drauf eingehen?

00:25:22: Also ohne Tierversuche heißt es wurde kein lebendiges Tier verwendet, um dieses Produkt

00:25:31: zu generieren.

00:25:32: Aber nicht, dass keine tierischen Produkte vielleicht trotzdem enthalten sind.

00:25:37: Tierleid frei oder ohne Tierleid heißt im Grunde, dass ein Tier im Grunde verwendet werden

00:25:46: könnte oder tierische Produkte, aber dass ohne Tierleid und ohne, dass es zum Tod des

00:25:54: Tieres führt.

00:25:55: Vegan heißt es wurde gar kein Tier verwendet und auch keine tierischen Substanzen.

00:26:00: Aber diese Definitionen sind den wenigsten bekannt.

00:26:04: Gerade vegan ist einfach ein Wort, was auf sehr viel Abstossung immer trifft.

00:26:09: Aber es heißt einfach nur kein Tier, keine tierischen Produkte, sodass man hier einfach

00:26:15: ein ethisches Produkt hat, was einfach den höchsten Anforderungen, sag ich mal, im Veganismus

00:26:20: oder im Grunde ohne Tiere entspricht.

00:26:23: Ja, okay, ich verstehe.

00:26:25: Und deswegen ist auch ein Antikörper, der zwar zum Beispiel über Fage-Display generiert

00:26:33: wurde, aber in tierischer Zellkultur produziert wird, nicht vegan, weil die Zellkultur und

00:26:39: die Zelllinie ja letztlich auch tierischen Ursprungen sind.

00:26:42: Genau, da ist gar nicht unbedingt glaube ich das Problem, wo die Zelllinie herkommt, weil

00:26:49: ob sie zu Marn oder tierische Zellkultur ist, ja.

00:26:52: Sicherlich, wenn da Hamsterzellen verwendet werden, das ist schon mal nicht vegan, aber

00:26:56: wenn es jetzt auch humaner Zellkultur ist, muss man immer drauf schauen, wirklich wie

00:27:00: der FKS oder BSA verwendet, weil das natürlich ja ganz klar ein Ausschlusskriterium wäre.

00:27:04: Für die, die FKS nicht wissen, was es ist, mag ich so einmal erklären, was FKS ist?

00:27:13: Ja, FKS, fetales Kälberserum und ja, es ist sehr grausam.

00:27:18: Also eine trächtige Kuh wird geschlachtet und das Kalb wird entnommen und aus dem noch

00:27:24: schlagenden Herzen der Skalbs wird das Blut entnommen mit einer Spritze.

00:27:28: Im Grunde stirbt dabei das Kalb und ziemlich sicher auch die Mutterkuh und dieses FKS,

00:27:35: das Serum aus dem Kälberherzen, hat halt sehr, sehr viele Inhaltsstoffe, die ziemlich relevant

00:27:41: sind für die Zellkultur, die auch noch nicht ganz definiert sind, sodass man da nicht so

00:27:46: einen richtig guten Ersatz hat.

00:27:47: Es wird immer wieder vermieden.

00:27:48: Es gibt Serumfreie Medien und so weiter, aber FKS ist noch nicht ganz aufgeschlüsselt

00:27:53: und deswegen immer noch relevant.

00:27:55: Ja, das Thema, also wir machen bei uns ja auch Vizellkultur und Serumfreie Medien sind

00:28:03: ein Riesenthema.

00:28:04: Ist natürlich auch auch wieder nicht nur ein ethisches Thema, sondern auch ein Kostenthema.

00:28:09: Ich will es gar nicht aussprechen, aber nicht die effizienteste Art, einen Rohstoff für

00:28:18: Zellkultur zu bekommen, aber tatsächlich der Standard in vielen Zellkulturprozessen.

00:28:25: Vielleicht eine Ergänzung zu dem, was du vorhin gesagt hast, weil man diesen Begriff "Tier

00:28:30: frei" oder "animal free" gerade im Bereich Pharma-Biotech häufig hört.

00:28:36: Der Hintergrund hier ist auszuschließen, dass BSE oder TSE drin ist und das kannst du

00:28:43: natürlich am besten ausschließen, wenn du einfach keine tierischen Produkte in deiner

00:28:46: Lieferkette drin hast.

00:28:47: Von daher würden die auch unter den Begriff "Vegan" fallen?

00:28:52: Nee, also vielleicht ja.

00:28:57: Also ich versuche seit einem Jahr für Produkte, die wir verwenden, eine vegane Bestätigung

00:29:04: einzuholen.

00:29:05: Und für einige Lieferanten ist das kein Problem, die unterschreiben mir das und sagen "Jo,

00:29:09: sie arbeiten ja tierfrei, sie haben auch hier das BSE, TSE, Statement tierfrei".

00:29:14: Andere sagen "Ne, kann ich trotzdem nicht unterschreiben, weil vegan hat noch höhere

00:29:18: Anforderungen".

00:29:19: Deswegen, die Definition ist ein bisschen schwierig, nicht immer ganz einheitlich.

00:29:24: In dem Fall ja, BSE, TSE Statement würde für mich auch bedeuten, es ist vegan.

00:29:30: In der Praxis sieht das bei den Lieferanten aber manchmal anders aus, was die sagen oder

00:29:36: was sie bestätigen möchten.

00:29:37: Vielleicht ist das auch einfach nur ein Problem der Definition und des Wissens, aber der Begriff

00:29:43: "Vegan" und der Begriff "tierfrei" passen trotzdem nicht ganz zueinander.

00:29:49: Mhm, okay.

00:29:50: Ja, vielleicht müsste man da die Definition auch mal nebeneinander legen.

00:29:53: Ich habe so ein bisschen das Gefühl in unserem Gespräch, dass vegan so ein Entkonsumentenbegriff

00:30:00: ist oder eben natürlich auch die vegane Lebensweise und damit ja auch, sag ich mal, ne ethische

00:30:08: Grundsatz ist und der Animal Free ist irgendwie ein technischer Begriff aus der Lieferkette.

00:30:15: Schon, ja, auf jeden Fall.

00:30:18: Und vegan ist einfach in der Branche recht unbekannt, weil ja, dort arbeitet man mit

00:30:22: tierfrei.

00:30:23: Aber selbst wenn es eine Definition gibt an die Anforderungen, die das Produkt einhalten

00:30:28: muss, führt das tatsächlich zu Problemen.

00:30:31: Noch mal zurück zu eurem Schwangerschaftstest.

00:30:33: Also die Antikörper, die ihr produziert, die sind vegan.

00:30:36: Jetzt gehört da ja auch so eine, wie nennt man es, Kartusche, Kassette.

00:30:41: Kassette, genau.

00:30:43: Dazu, ich habe gesehen, das Thema Nachhaltigkeit bespielt ihr genauso stark wie das Thema

00:30:50: vegan.

00:30:51: Wie geht ihr das an?

00:30:53: Was gibt es da noch für Möglichkeiten, das ganze Produkt auch noch nachhaltiger zu

00:30:57: gestalten?

00:30:58: Genau, also die Kassette besteht normalerweise aus ganz normalem Plastik, also ABS-Plastik.

00:31:03: Das wollten wir natürlich umgehen und es gibt ja auch Ansätze mit Recycled und Plastik

00:31:08: und so weiter.

00:31:09: Und wir haben aber geschaut, was gibt es noch für Möglichkeiten, die Kassette zu gestalten.

00:31:12: Und ursprünglich wollten wir das Papierbasiert machen.

00:31:15: Also keine starre Kassette, sondern Papier, hartes Papier.

00:31:21: Da sind wir aber schnell vor das Problem gestoßen.

00:31:23: Das gibt es einfach noch nicht auf dem Markt.

00:31:25: Und da es ein Medizinprodukt ist, ist das recht schwer zu etablieren und hätte vielleicht

00:31:29: noch mehr Forschungsarbeit bedeutet und Zeitverlust in dem Sinne.

00:31:33: Und dann haben wir geschaut, was es sonst für Alternativen gibt.

00:31:36: Und jetzt arbeiten wir mit Bio-Kunststoff.

00:31:38: Also das ist PLA-basiert und wächst also schneller nach, als es dann letztlich verbraucht wird.

00:31:45: Und der Schwangerschaftstest ist ein Restmüllprodukt.

00:31:49: Das heißt, er ist mit Urin, ich sage mal, verseucht und er gehört danach in den Restmüll.

00:31:55: Von daher bringt es mir auch nicht viel, wenn ich da irgendwie was hab, was biologisch

00:31:59: abbaubar ist, weil es landet sowieso im Restmüll.

00:32:02: Wäre natürlich super schön, aber diese Alternative gibt es leider gar nicht erst.

00:32:06: Deswegen haben wir immerhin das, was biobasiert ist.

00:32:08: Und dieser Bio-Kunststoff kommt auch aus Deutschland, von einem Starter Bio-Wox aus Darmstadt.

00:32:12: Und damit haben wir unsere Kassette gestaltet.

00:32:15: Der ganz nachhaltige Weg wäre natürlich, wir hätten gar keine Kassette genommen.

00:32:19: Wir hätten nur einen reinen Teststreifen, die gibt es auch zu kaufen.

00:32:23: Das sind dabei immer die ganz günstigen Produkte, die meist dementsprechend auch nicht so qualitativ

00:32:27: hochwertig aussehen und auch nicht so gerne gekauft werden.

00:32:30: Und da wir eher ein Premium-Produkt rausbringen, kam das erst mal nicht ganz in Frage.

00:32:35: Das wäre auf jeden Fall noch mal ein Weg, wo wir gerne hingehen möchten, einfach um

00:32:39: noch mehr Material zu vermeiden.

00:32:40: Aber wir müssen erst mal auf den Markt ankommen.

00:32:42: Und da haben wir uns für ein schöneres Design entschieden, was besser angenommen wird.

00:32:47: Nachvollziehbar.

00:32:48: Und Bio-Kunststoff, PLA, wenn du sagst, das ist ein Restmittelprodukt, dann ist ja der

00:32:53: CO2-Fußabdruck, das Relevante.

00:32:55: Also das ist ein pflanzenbasierter Kunststoff.

00:32:57: Das heißt, die Pflanze nimmt CO2 aus der Atmosphäre aus.

00:33:00: Und wenn es verbrannt wird, akkumuliert kein Fusilakohlenstoff in der Atmosphäre.

00:33:05: Ja, genau.

00:33:07: Fantastisch.

00:33:08: Das heißt, ihr steht jetzt kurz vor oder ihr seid in Zulassungsverfahren für euren

00:33:15: Schwangerschaftstest.

00:33:16: Ihr seid dabei, eure Sitzrunde zu klosen.

00:33:22: Es klingt als wert als ein sehr, sehr spannendes Jahr, 2025.

00:33:26: Ja.

00:33:27: Also ich sage mal, 24 war auch schon spannend.

00:33:32: Jedes Jahr ist hier irgendwie spannend.

00:33:34: Aber natürlich, man levelt ab.

00:33:35: Also meine Kollegin Stephanie und ich, wir haben gesagt, wir haben uns jetzt inzwischen

00:33:42: von Blumanda zu Glutexo weiterentwickelt.

00:33:44: Also wer Pokémon noch kennt, wir haben eine Entwicklungstufe durchgemacht.

00:33:49: Und wir sind jetzt angekommen in der Mitte.

00:33:51: Und dann gibt es sicherlich später nochmal, so vielleicht in 26, 27, das nächste Level,

00:33:56: dann werden wir zu Glutexo.

00:33:57: Also es dauert noch ein bisschen, bis man wirklich oben angekommen ist.

00:34:00: Und das hat uns 24 gezeigt.

00:34:02: Es war hart.

00:34:03: Und 25 wird sicherlich auch hart.

00:34:05: Aber ich glaube, wir haben in 24 viel gelernt.

00:34:08: Und 25 wird sehr, sehr spannend und hoffentlich auch erfolgreich.

00:34:12: Aber ich bin da eigentlich optimistisch.

00:34:13: Das wünsche ich euch auf jeden Fall.

00:34:15: Alina, vielen, vielen Dank, dass du bei mir warst.

00:34:17: Vielen Dank für die spannende Diskussion, die spannende Einblicke in eure Technologie.

00:34:21: Ich trüge euch die Daumen für dieses Jahr.

00:34:23: Und dann machen wir das Update in zwei, drei Jahren, wenn ihr weiter abgelöbbelt seid.

00:34:31: Bis dahin, alles Gute.

00:34:32: Ich wünsche dir das sehr gerne.

00:34:33: Danke schön.

00:34:34: Tschüss.

00:34:34: diplomacy podcast für biotech und life science vielen dank dass du heute dabei warst wenn

00:34:47: dir diese folge gefallen hat abonniere diesen podcast und lass eine nette bewertung da wenn

00:34:51: du anregung hast würde ich mich selber, dein feedback freuen schreibt mir einfach eine email

00:34:55: an feedback@doppelhelix.fm du kannst mir gerne auch auf linken folgen dort post ich ein bicke

00:35:02: von uns green elephant biotech und auch zu them rund um die biotechbranche bis zum nächsten mal bei

00:35:07: doppelhelix

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